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des 1. Bandes, welcher erst im Verlauf von 2 Jahren fertig sein werde, jeden Monat ein Teil erscheinen. In der Vorrede zum ganzen ersten Bande korrigierte er sich dahin, dass nur alle Vierteljahr ein Teil erscheinen solle. Dies Versprechen hat Mizler jedoch nicht gehalten, denn von den vier Teilen des II. Bandes erschien der erste 1740, die beiden folgenden 1742 und der vierte 1743. Vom III. Bande erschienen die beiden ersten Teile 1746, der dritte 1747, der vierte 1752. Vom IV. Bande erschien nur der erste Teil, und zwar 1754.

Mizler steht zu Mattheson in einem vollständigen Gegensatz. Während der Hamburger mit seinem Wissen und seiner Bildung der wirklichen lebendigen Kunst seiner Zeit dienen und raten wollte, suchte der Leipziger eine neue Scholastik anzubahnen.

Er sah in der Musik weniger eine Kunst, als eine Wissenschaft, zu deren vollständiger Erkenntnis es vieler Hilfswissenschaften bedürfe. Sich wie die meisten Musiker mit dem vorhandenen Resultat der Harmonie zu begnügen, hielt er nicht für den richtigen Standpunkt. Er sagte, man müsse die Bedingungen zu erkennen suchen, unter welchen das sinnliche Wohlgefallen an der Harmonie entstehe, denn für die Beurteilung und Begründung der musikalischen Harmonie sei nicht das Ohr massgebend, sondern die Vernunft. Die Vernunft habe auch den musikalischen Geschmack zu begründen, wobei freilich das Ohr beständig zu Rate zu ziehen sei (Bd. II, 563). Als Hilfswissenschaft für die Musik kam dabei in erster Linie die Mathematik, „die schönste und höchste aller Wissenschaften“, in Betracht, und zwar zur Untersuchung der Harmonie, ausserdem noch physikalische Kenntnisse zum Verständnisse der Theorie des Schalles, philosophische zur Ergründung des Wesens der Musik, altsprachliche zu musikgeschichtlichen Studien und anatomische zur Kenntnis des Gehörs.

Die Musik hatte bei Mizler auch einen bestimmten „Zweck“, nämlich den, durch Erregung und Stillung der Leidenschaften die Herzen der Menschen zur Tugend zu lenken und die guten Sitten zu fördern. (Bd. III, 77, 540, 604 u. a. a. Stellen.)