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den Tisch verzehren, 471 und die Vögel selbst werden alle Menschen auffressen. 472 Der Okeanos wird mit den Schlechten sich füllen aus dem Flusse, 473 blutig ’von dem Fleisch und Blute‘[1] der Thörichten. 474 Alsdann wird eine solche Ohnmacht auf Erden sein, 475 daß man die Zahl der Männer und das Maß der Frauen erkennt.

476 Unsäglich viel wird jammern das schreckliche Geschlecht, wenn am Ende 477 die Sonne untergeht, damit sie nicht wieder aufgehe, 478 damit sie bei den Gewässern des Okeanos bleibend sich eintauche; 479 denn sie hat vieler Menschen unheilige Schlechtigkeiten gesehen. 480 Es wird aber mondlose Finsternis am großen Himmel selber sein, 481 und nicht geringes Dunkel wird die Gefilde der Sternenwelt umhüllen 482 zum zweiten Mal; aber alsdann wird das Licht Gottes Führer sein 483 den guten Männern, welche Gott gepriesen haben.

484 ’Isis‘[2], dreimal unselige Göttin, du wirst bleiben an den Wassern des Nil allein, 485 eine ’stumme‘[3] Mänade am Rande des Acheron, 486 und nicht mehr wird von dir ein Andenken bleiben auf der ganzen Erde. 487 Auch du, Serapis, ’belastet mit vielen unbehauenen Steinen‘[4], 488 wirst liegen in großem Fall im dreimal unseligen Ägypten. 489 ’Wie viele aber die Sehnsucht nach Ägypten zu dir geführt hat‘[5], 490 die werden das übel beweinen; ’aber‘[6] ewigen Verstand im Herzen fassend 491 werden dich alle die, die Gott gepriesen haben, als Nichtigkeit erkennen. 492 Und es wird einmal einer von den Priestern sagen, ein ’in Linnen gekleideter‘[7] Mann: 493 „Kommt, laßt uns ein schönes, wahrhaftiges Heiligtum Gottes aufrichten; 494 kommt, laßt uns umwandeln den schrecklichen Brauch von den Vorfahren her, 495 ’um dessentwillen‘[8] sie entweder steinernen ’oder‘[9] thönernen Göttern 496 Prozessionen und Opfer darbrachten, ohne [den Irrtum] zu merken. 497 Laßt uns unsere Seelen bekehren, indem wir den unvergänglichen Gott preisen, 498 den Erzeuger selbst, der da in Ewigkeit ist, 499 den Herrscher über alles, den Wahrhaftigen, den König, 500 den die Seelen nährenden Erzeuger, den immer seienden, großen Gott!“ 501 Und dann wird ein großer, heiliger Tempel in Ägypten sein [10], 502 und zu ihm wird ein gottgeschaffenes Volk Opfer bringen. 503 Ihnen wird Gott verleihen, unvergänglich zu leben.

504 Aber wenn, verlassend die schamlosen Stämme der Triballer[11], 505 die Äthioper ’im Begriffe sind‘[12], ’das Land‘[13] Ägypten zu pflügen, 506 werden sie anfangen mit dem Elend, damit alles Letzte geschehe. 507 Denn sie werden niederreißen den großen Tempel des ägyptischen Landes; 508 Gott aber wird schrecklichen Zorn gegen sie über die Erde regnen lassen, 509 so daß er vernichtet alle Bösen und alle Gesetzlosen. 510 Und nicht mehr wird ein Schonen sein in jenem Lande, 511 dafür, daß sie nicht bewahrt haben, was Gott [ihnen] verliehen hat.

512 Ich sah eine Drohung der leuchtenden Sonne unter den Gestirnen 513 und schrecklichen Zorn des Mondes in Blitzen; 514 die Sterne waren mit ’Kampf‘[14] schwanger; Gott erlaubte ihnen, zu kämpfen. 515 Denn entgegen dem Helios stritten hohe Flammen: 516 der Morgenstern ’eröffnete den Kampf‘[15], indem er auf den Rücken des Löwen stieg, 517 und tauschte sich, zweigehörnt, den ... des Mondes ein[16]. 518 Der Steinbock traf des jungen Stieres Sehne, 519 der Stier aber raubte dem Steinbock den Tag der Heimkehr, 520 und Orion raubte die Wage, daß sie nicht mehr blieb. 521 Die Jungfrau tauschte sich im Widder das Los der Zwillinge ein; 522 die Plejade schien nicht mehr; der Drache verleugnete den Gürtel; 523 die Fische krochen


  1. Rzach; Hdschr. „das Fl. u. Bl.“ (Acc.).
  2. Citat bei Clemens; Hdschr. „gleiche“.
  3. Clemens; „regellose“ Hdschr.
  4. Citat bei Clemens; Hdschr. „auf Steinen liegend, du wirst viele Mühe haben“.
  5. Rzach; Hdschr.: „wie viele aber die Sehnsucht — geführt haben“.
  6. Fehlt in den Hdschr.
  7. Dausqueius; Hdschr. sinnlos.
  8. Opsopoeus; Hdschr. sinnlos.
  9. Alex.; Hdschr. „und“.
  10. Vgl. Einltg. S. 183.
  11. Thrakisches Volk an der Donau.
  12. Alex.; Hdschr. „bleiben“.
  13. Alex.; Hdschr. „ihr“.
  14. Castalio; Hdschr. sinnlos.
  15. Konj. eines Ungen.; Hdschr. „hatte (hemmte) den Kampf“ oder mit sonstiger Verderbnis.
  16. Hdschr. „und des Mondes zweigehörnter Jammer tauschte“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/40&oldid=- (Version vom 31.7.2018)