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du vormals gethan hast ’in schamlosem Sinne‘[1]. 193 Und sie werden Wehklagen schauen ’um der frevelhaften Thaten willen‘[2].

194 Syene wird verderben ein großer Mann von den Aethiopen. 195 ’Teucheira‘[3] werden die dunkelfarbigen Inder mit Gewalt zur Wohnung einnehmen. 196 ’Pentapolis, dich wird ganz und gar verbrennen‘[4] ein großmächtiger Mann. 197 O thränenreiches Libyen, wer kann [dein] Unheil aufzählen? 198 Wer von den Menschen kann dich, Kyrene, jammervoll beweinen? 199 Nicht wirst du aufhören mit der verhaßten Klage zur Zeit ’des Verderbens‘[5].

200 Es wird bei den Britannern (?) und den goldreichen Galliern 201 der rauschende Okeanos sich mit vielem Blute füllen. 202 Denn auch sie haben Elend den Kindern Gottes bereitet, 203 als der phönikische König der Sidonier[6] 204 große gallische Menge aus Syrien herführte; und er wird dich ’selbst‘[7] morden, 205 Ravenna, und ’wird‘ zum Mord ’anführen‘[8].

206 Zittert, Inder ’zugleich‘[9] und großherzige Aethioper! 207 Denn wenn diese das Rad der Achse ’des Steinbocks‘[10] und 208 der Stier in den Zwillingen die Mitte des Himmels umwindet, 209 die emporgestiegene Jungfrau und die Sonne, die den Gürtel um die Stirn 210 geheftet hat, ...[11] führt: 211 [dann] wird ein großer himmlischer Brand auf Erden sein, 212 und unter den kriegerischen ’Gestirnen‘[12] eine neue Natur, so daß zu Grunde geht 213 in Feuer und Seufzen das ganze Land der Aethioper.

214 Beweine auch du, Korinth, das auf dich [kommende] traurige Verderben! 215 Denn wenn die drei Schicksalsschwestern, wie sie es mit gedrehten Fäden 216 gesponnen haben, der trugvoll Fliehenden ...[13] 217 hoch herführen werden, bis ’alle sehen‘[14] 218 den, der einstmals ausgehauen hat den Felsen mit vielgetriebenem Eisen[15], 219 [dann] wird er auch dein Land verderben und zerhauen, wie er sich vorgenommen hat. 220 Denn diesem hat Gott ’Mut‘[16] gegeben, zu thun, 221 was niemand früher unter sämtlichen Königen. 222 Zuerst wird er aus drei Köpfen mit der Sichel ’die Wurzeln‘ 223 ...[17] anderen zu kosten geben, 224 so daß das Fleisch der Eltern essen ’die unheiligen Könige‘[18]. 225 Denn allen Menschen ist Mord und Schrecken beschieden 226 wegen der großen Stadt und des gerechten Volks, 227 welches immerdar erhalten bleibt [und] welches in der Obhut besonderer Vorsehung war.

228 Unsteter und Übeldenkender, von bösen Geschicken umgeben[19], 229 Anfang der Mühe und großes Ende den Menschen, 230 indem die Schöpfung geschädigt wird und wiederum ein Teil erhalten, 231 Frevler[20], ’erster Urheber‘ der Übel und großes ’Leid‘[21] den Menschen: 232 wer von den Sterblichen hat nach dir verlangt? wer nicht von Herzen gezürnt? 233 Durch dich hat ’ein‘[22] König, indem er hingeworfen wurde, das ehrwürdige Leben verloren. 234 Alles hast du übel zugerichtet und alles übel ’überflutet‘[23], und 235 durch dich sind der Welt schöne


  1. Die Versenden von 192 und 193 („in“ u. s. w., „um“ u. s. w.) sind von Rzach umgestellt; Hdschr. umgekehrt.
  2. Siehe letzte Anmerkung
  3. Rzach; Hdschr. Teucharis. Teucheira (oder Tauch.) ist Stadt in der Kyrenaika und hieß nachmals Arsinoe. Vgl. Borke 187, Pentapolis 196 (Vereinigung der 5 St. Kyrene, Apollonia, Ptolemais, d. i. der alten Hafenstadt des zerstörten Borke, Arsinoe und Berenike), Libyen 197, Kyrene 198.
  4. „Pent.“ Vokativ Alex.; Hdschr. Dativ; das Weitere Rzach; Hdschr. „es wird aber (od. „denn es wird“) beweinen ...“.
  5. Rzach; Hdschr. im gleichen Casus wie „Zeit“.
  6. Rzach; Hdschr. „den Sidoniern“.
  7. Im Accus. nach Rzach; Hdschr. Nomin. Fem. „diese (wird dich morden)“.
  8. Alex.; Hdschr. „hat ... angeführt“.
  9. Rzach; Hdschr. „nicht“.
  10. Castalio; Hdschr. sinnlos, wie freilich Alles hier ist. Vgl. 512 ff.
  11. Sinnlos.
  12. Rzach; Hdschr. „der Gestirne“. Von dem Kampfe der Gestirne handeln V. 512 ff.
  13. Hdschr. „gegen die Stimme (nach Alex. „das Orakel“) des Isthmus“.
  14. Alex.; Hdschr. „bis alle dich sehen“.
  15. Neros Durchstechung des Isthmus; s. V. 32. 138.
  16. Meineke; Hdschr. „allein“.
  17. Hdschr. „der Wurzel (Gen.) mächtig (Adverb.) aufstellend“.
  18. Alex.; Hdschr. „des (un)heiligen Königs“.
  19. Nach Alex. Rom, aber es steht deutlich das Maskulinum.
  20. S. zu V. 184.
  21. Nauck nach V. 242; Hdschr. „Fr. der Übel und Leid und großes Ende“.
  22. Klouček; „welcher König hat ...?“ Hdschr.
  23. Opsopoeus; Hdschr. „überflutend“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 210. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/34&oldid=- (Version vom 31.7.2018)