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dahinwallt 57 über das ganze Land Ägypten bis zu sechzehn Ellen. 58 Er ’wird überspülen‘[1] das ganze Land und für die Menschen bewässern; 59 schweigen wird die Anmut des Landes und die Herrlichkeit des Angesichts.

60 Memphis, du wirst über Ägypten am Meisten weinen; 61 denn du, das damals mächtig über die Erde herrschende, wirst 62 armselig werden, so daß der Donnerfrohe selbst 63 vom Himmel her mit lauter Stimme ruft: Großmächtiges Memphis, 64 das vor Alters unter den elenden Sterblichen sich am Größsten rühmende, 65 du wirst weinen schmerzlich und unglücklich, so daß 66 der ewige unsterbliche Gott in den Welten es bemerkt[2], 67 wo ist dein mächtiger Mut unter den Menschen [geblieben]? 68 Dafür, daß du gegen meine gottgesalbten Knechte gewütet 69 und Schlechtigkeit gegen die guten Männer ermuntert hast, 70 wirst du für so vieles eine solche Amme (?)[3] als Strafe haben. 71 Nicht mehr wirst du offen ein Recht unter den Seligen haben; 72 von den Sternen bist du herabgefallen, zum Himmel wirst du nicht emporsteigen.

73 Dieses hat Gott befohlen ’Ägypten‘[4] zu verkünden, 74 in der letzten Zeit, wo grundschlechte Menschen sein werden. 75 Aber es plagen sich die Schlechten, Elend erwartend, 76 den Zorn des Unsterblichen, laut Donnernden, Himmlischen, 77 und statt Gottes Steinen und Untieren Verehrung erweisend, 78 gar viele [solche und] anderswo andere fürchtend, ’die‘[5] keine Rede haben, 79 nicht Vernunft, nicht Gehör, die mir auch nicht zu nennen erlaubt ist, 80 und die einzelnen Götzenbilder, von Menschenhänden geworden. 81 Aus eigener Arbeit und frevelhaften Gedanken 82 haben die Menschen empfangen Götter von Holz und Stein 83 und Erz und Gold und Silber; eitle, 84 seelenlose, taube und im Feuer gegossene 85 haben sie sich gemacht, vergeblich vertrauend auf solche. 86 Thmuis und Xuis wird bedrängt ’und‘ zerschlagen ’der Hof‘[6] des 87 Herakles und Zeus und Hermes ...[7]. 88 Auch dich, Alexandreia, herrliche Nährerin ’von Städten‘[8], 89 wird nicht verlassen Krieg, nicht ...[9] 90 für deinen Übermut zahlen, [für] alles, was du vorher gethan hast. 91 Du wirst schweigen lange Zeit und den Tag der Heimkehr * * *[10]. 92 Und nicht mehr wird dir fließen der üppige Trank es * * *[11]. 93 Denn es wird kommen der Perser gegen dein ... wie ein Hagel[12] 94 und wird das ganze Land verderben und zugleich die übler Künste beflissenen Menschen[13], 95 mit Blut und Leichen bei den schrecklichen Altären, 96 barbarisch gesinnt, mächtig, furchtbar[14], rasend in Thorheit, 97 der mit aller Masse sandweise heranstürmen wird zu deinem Verderben[15]. 98 Und dann wirst du, Vielgesegnete der Städte, eine sein, die viel erduldet hat[16]. 99 Ganz Asien wird weinen um der Geschenke willen, mit denen es von dir 100 sich das Haupt bekränzte und ’sich freute‘[17], indem es zur Erde sinkt[18]. 101 Er selbst aber, der[19] das Land der Perser erlangt hat, wird kriegen 102 und, nachdem er jeden Mann getötet hat, das ganze Lebensgut plündern, 103 so daß der


  1. Opsopoeus; „umspülte“ oder „beweinte“ Hdschr.
  2. Oder: „so daß sie (auf Memphis?) den ewigen unsterblichen Gott — erkennt“. V. 64-66 decken sich im Inhalt wesentlich mit den vorhergehenden und unterbrechen völlig die Rede Gottes, die mit 67 ff. weitergeht.
  3. Nach Alex. „einen solchen Zögling“ (was das Wort nur schwer heißen kann); er versteht Rom, wie schon 69, wo er statt Schlechtigkeit (κάκην oder κακίην) „die schlechte“ (κακὴν) will.
  4. Castalio; Hdschr. „in Äg.“, unmetrisch.
  5. Opsopoeus; Hdschr. ohne Relativum.
  6. Alex.; „der Rat“ Hdschr., die auch „und“ auslassen; der ganze Vers ist durchaus unmetrisch überliefert.
  7. Lücke; „des Herrschers“ ergänzt Alex. Bezeichnet sind die Städte Herakleopolis, Diospolis (Theben) und Hermopolis (Alex.).
  8. Alex. nach XI, 233. 302; Hdschr. Lücke.
  9. Erg.: „Pest, und du wirst Strafe“ (Alex.).
  10. Nach V. 91 setzt Rzach Lücke an.
  11. Der Vers verstümmelt und weitere Lücke (von 3 Versen?) in einer der Hdschr. selbst angezeigt.
  12. V. 93 nur in einem Excerpte erhalten, in den Hdschr. fehlend. Nach „dein“ ein verdorbenes Wort.
  13. V. 94 in mehreren verdorbenen Fassungen überl.; nach anderer Emend.: „und es wird dein ganzes L. v. ein übler K. befl. Mensch“.
  14. Andere LA. (Exc.) „blutig“.
  15. Auch hier unsichere LA., doch der Sinn wohl zweifellos.
  16. V. 98 steht in den Exc.
  17. Alex.; Hdschr. sinnlos.
  18. Für 99 f. die Exc.: „die ganze Erde wird beklagen das ’vielbeneidete‘ (Hdschr. vielumwogte) Königreich“.
  19. „der“ Exc.; Hdschr. „wie er“. Nach den Exc.: „der die Perser erl. hat, wird Ägypten bekriegen“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/31&oldid=- (Version vom 31.7.2018)