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[Stadt] sie dann mit Namen Dorylaion nennen werden, 407 des alten, thränenreichen, schwarzen Phrygiens. 408 Jene Zeit wird mit Namen die erderschütternde sein: 409 die verborgenen Tiefen der Erde wird sie zertrümmern und die Mauern brechen. 410 Es werden aber die Zeichen nicht von Gutem, sondern von Übel der Anfang sein: 411 die ’verderbliche‘[1] Not eines Völkerkriegs werdet ihr haben, 412 ’o Aeneaden‘[2], des erdgeborenen ’Ilos‘[3] einheimisches Blut. 413 Aber hinterdrein ’wirst du‘ zur Beute ’sein‘[4] den Menschen, die nach dir verlangen. 414 O Ilion, ich bejammere dich; denn in Sparta wird die Erinnys 415 ein wunderschönes, immer gepriesenes treffliches Reis emporsprießen lassen, 416 Asiens und Europas ...[5] 417 Dir aber am Meisten wird sie Klagen und Mühen und Seufzer bringend setzen; 418 dein nie alternder Ruhm ’wird es sein‘[6] bei den Nachkommen.

419 Und ein Lügen schreibender alter Mann wird wiederum sein , 420 von erlogenem Vaterlande; ...[7]421 Viel Verstand wird er haben und einen seinen Gedanken angepaßten Vers 422 ... [8] Einen Chier wird er sich nennen 423 und die Geschichten von Ilion schreiben, zwar nicht wahrhaftig, 424 aber doch ’klug‘[9]; denn er wird meine Verse und Maße in seiner Gewalt haben[10]. 425 Denn er zuerst wird mit den Händen meine Buchrollen ’aufwickeln‘[11], 426 und er selbst wird ’trefflich‘[12] schmücken die Erreger des Kampfes, 427 den Priamiden Hektor und den Peliden Achilleus 428 und die anderen, die da die Werke des Kriegs treiben. 429 Und ’Götter‘[13] wird er diesen zur Seite stehen lassen, 430 Lügen schreibend in aller Weise, [während es] leerköpfige Menschen [waren]. 431 Und weiter Ruhm wird ihnen um so mehr werden, daß sie 432 ’vor Ilion‘[14] gefallen seien, ...[15].

433 Auch für Lykien wird des Lokrers Geschlecht viel Übel bereiten. 434 O Chalkedon, die du des engen Meeres Pfad erlost hast, 435 auch dich wird alsdann ein ätolischer Knabe kommend vernichten. 436 Kyzikos, auch dir wird das Meer den schweren Reichtum abreißen. 437 Und auch du alsdann, ... Byzanz, wirst ... [16], 438 und so wirst du Seufzen empfangen und unzähliges Blut. 439 Aus ’deinen‘[17] Gipfeln, o ’Kragos‘[18], hoher Berg Lykiens, 440 wird, indem sich der Fels ’zu Schlünden‘[19] öffnet, Wasser rauschen, 441 bis es auch ’Pataras‘[20] weissagenden Zeichen ein Ende macht. 442 Kyzikos, ’Bewohnerin‘[21] der weinbauenden Propontis, 443 ’des‘[22] Rhyndakos sich emportürmende Welle wird um dich brausen. 444 Auch du, Rhodos, wirst wohl lange Zeit ungeknechtet sein, 445 o Tochter ’der Sonne‘ [23], und viel Reichtum wird nachmals bei dir 446 sein, und auf dem Meere wirst du Macht haben vor anderen. 447 Aber hinterdrein wirst du zur Beute sein den Menschen, die nach dir verlangen, 448 durch deine Herrlichkeiten und deinen Reichtum; ein schreckliches Joch ’wirst du dir‘ auf[24] den Nacken legen.

449 Aber lydisches Erdbeben wird die Macht Persiens vernichten, 450 und Europas und Asiens Volk wird schauderhaft leiden (?). 451 Der schreckliche König der Sidonier und der


  1. Klouček; Hdschr. „kundige“.
  2. Rzach; Hdschr. „die Aeneaden (aber) (Accus.)
  3. Klouček; Hdschr. „gebend“ (Nom. Mask.)
  4. Rzach (ἔσῃ für ἐπὶ oder ἐστὶ; nach V. 447).
  5. Überliefert „vielausgestreute Woge verlassend“.
  6. Nauck nach XI, 140; Hdschr. „wird sie haben“.
  7. Überl. sinnlose Worte.
  8. Hdschr. „sich mischend aus zwei Namen“ (zu „Vers“). Auch die Worte vorher sind nicht sicher.
  9. Alex.; Hdschr. „deutlich“.
  10. Gemeint ist, daß Homer der Sibylle den Hexameter abgeborgt habe. Vgl. Einl. S. 178.
  11. Maaß nach XI, 169; Hdschr. „nennen“.
  12. Alex.; Hdschr. „wiederum sehr“.
  13. Castalio; Hdschr. „Göttern“ im Dativ (zu „diesen“).
  14. Alex.; Hdschr. „Ilion, aber“. Rest ganz sinnlos: „auch er selbst wird vergeltende Werke sagen (? Konj. erlangen)“.
  15. Siehe letzte Anmerkung.
  16. Hdschr. ganz sinnlos und unmetrisch dazu.
  17. Rzach; Hdschr. „und“.
  18. Meineke; Hdschr. κράτος.
  19. Rzach; Hdschr. „Schlünde“ (Nomin.).
  20. Alex.; Hdschr. „der Väter“ (πατέρων). In Patara war ein berühmtes Orakel des Apollon.
  21. Opsopoeus; Hdschr. sinnlos.
  22. Rzach; Hdschr. Rhyndakos (Fluß) im Nomin.
  23. Vermutung Alex.’s (Rh. die dem Helios heilige Insel); Hdschr. etwa „des Tages“.
  24. Alex.; Hdschr. „wird er“.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Blass (Übersetzer): Die Sibyllinen. Tübingen: Mohr Siebeck, 1900, Seite 193. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DieSibyllinenGermanBlassKautzsch2.djvu/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)