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3 Wir aber hoffen auf Gott, unsern Heiland;
denn die Macht unseres Gottes [währt] ewig mit Erbarmen,
und das Königtum unseres Gottes [besteht] ewig über die Völker durch Gericht.
––––
4 Du, Herr, hast David erkoren zum König über Israel
und du hast ihm geschworen über seinen Samen für alle Zeit,
daß sein Königtum nicht aufhören solle vor dir.
5 Aber wegen unserer Sünden erhoben sich Gottlose[1] wider uns;
es fielen uns an und stießen uns aus Leute, denen du keine Verheißung gegeben.
Sie raubten mit Gewalt und gaben nicht deinem herrlichen Namen die Ehre.
6 Prunkend setzten sie sich die Krone auf in[2] ihrem Stolze,
verwüsteten Davids Thron in ’prahlerischem‘[3] Übermut[4]
––––
7 Du aber[5], Gott, warfst[6] sie nieder und nahmst ihren Samen aus dem Lande hinweg,
indem ein Ausländer[7] gegen sie auftrat, der nicht von unserem Geschlechte war.
8 Nach ihren Sünden vergaltst du ihnen, Gott,
daß ihnen zu teil ward, was sie verdient haben.
9 Gott hat sich ihrer nicht erbarmt[8];
er hielt Untersuchung in ihrem Geschlecht und ließ keinen von ihnen los.
10 Getreu ist der Herr in allen seinen Gerichten, die er auf Erden übt[9].
––––
11 Der Gottlose[10] hat unser Land von seinen Bewohnern entblößt;
Jung und Alt und ihre Kinder zumal haben sie weggenommen.
12 In seinem grimmen Zorn[11] schickte er sie weg bis ins Abendland
und die Obersten des Landes [gab er preis] der Verspottung, schonungslos.
13 In [seiner] Barbarei that der Feind Vermessenes,
und sein Herz war ferne von unserem Gott.
14 Und alles, was er in Jerusalem that,
war ganz, wie es die Heiden in den von ihnen bezwungenen[12] Städten zu thun pflegen.

  1. Die Verwüstung von Davids Thron V. 6 durch Usurpation der Krone kann nur von Juden ausgehen. Andere Könige auf Davids Thron gab es nicht. Damit ist für diesen Vers das makkabäisch-hasmonäische Königtum gefordert. (Vgl. was die Juden, d. h. die Pharisäer, bei Jos. Ant. XIV, 3,2 [Mitte] dem Pompejus über die hasm. Monarchie im Gegensatze zur Priesterherrschaft sagen.) Dagegen ist nicht zu leugnen, daß die Gottlosen von V. 5 eher Heiden zu sein scheinen (s. besonders 5b u. 5c und Frankenberg). So würde beispielsweise V. 5 sehr wohl auf Nebukadnezar und die Babylonier passen. Aber dagegen protestiert immer wieder die Einheit des Subjekts mit dem von V. 6. Es bleibt also nichts übrig, als auch V. 5 auf die Hasm. zu beziehen. Aber es ist zuzugeben, daß nur gehässige Parteileidenschaft so von ihnen reden konnte. Die „Wir“ von 5ab sind dann die bisher herrschenden Pharisäer, denen das Auskommen des hasm. Königtums ein Raub an ihnen selbst, am Gesamtvolk und an der alten Verheißung schien (s. zu 1,1.7).
  2. ἀντὶ = מׅן caus. oder (LXX) בְּ.
  3. Lies ἀλαλάγματος — also lärmend, prahlerisch. Ein innergriechisches Versehen liegt hier näher (Gebh..) als falsche Übersetzung.
  4. WS: Siehe die drittletzte Anm.
  5. καὶ hier und V. 5 zu Anf. = וְ advers.
  6. Die Futura sind hebr. Imperfecta; das Gericht ist ergangen, geht aber in seinen Wirkungen noch fort. — In V. 9 hingegen ist die Aoristform vollkommen in der Ordnung: das Nichtbegnadigen, Untersuchen, Verurteilen gehört der Vergangenheit an.
  7. Angesichts von 2,25 ff. und 8,15 kann zunächst kein Zweifel sein, daß hier derselbe gemeint ist, wie an jenen Stellen. Dies wird aber außerdem noch aus V. 11 ff. für sich klar, wenn sie mit Jos. Ant. XIV, 4,4.5 verglichen werden: bei der Erstürmung und Plünderung Jerusalems verloren 12000 Juden das Leben; Aristobul nebst seinem Schwiegervater Absalom und seinen Söhnen und Töchtern wurden gefangen und zum Teil in Rom im Triumph aufgeführt.
  8. WS: Siehe die vorletzte Anmerkung.
  9. Ein Stoßseufzer des Dankes, in dem der pharisäische Dichter seine heimliche Befriedigung, die er neben aller Entrüstung über Pompejus gegenüber dem Verlauf der Dinge empfindet, gelegentlich zum Ausdruck bringt. Ebenso 2, 7 ff. 15 ff.
  10. WS: Siehe die drittletzte Anm.
  11. ἐν ὀργῇ κάλλους ist unmöglich. Man könnte an ὀ. ζήλους (Hilgenf.) denken. Steht aber ein hebr. Original sonst fest, so liegt näher, den Fehler weiter zurück zu verlegen: חרון יֺפְיוֹ für urspr. חרון אפר.
  12. So mit v. Gebh., wodurch sich Frankenb. S. 40 großenteils von selbst erledigt.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Kittel (Übersetzer): Die Psalmen Salomos. Tübingen: J.B.C. Mohr (Paul Siebeck), 1900, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DiePsalmenSalomosGermanKittelKautzsch2.djvu/019&oldid=- (Version vom 20.11.2016)