Seite:Deutschland unter Kaiser Wilhelm II Band 3.pdf/346

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

welche vorzugsweise von Schneidewind, D. Meyer und Munter ausgeführt wurden, haben ergeben, daß diese Düngemittel auf den leichten Böden, für welche sie nur in Frage kommen, mehr eine Beachtung verdienen als Frühjahrsdünger wie als Herbstdünger, da sie, im Herbst gegeben, in den meisten Jahren während der Herbst- und Wintermonate außerordentlich große Stickstoffverluste erleiden, so daß die Wirkung einer Herbstdüngung auf leichten durchlässigen Böden unter Umständen fast Null sein kann.

Umfangreiche Versuche sind angestellt worden über den Einfluß von frischen organischen Substanzen (frischem Kot, unzersetztem Stroh oder isolierten organischen Substanzen, wie Stärke, Zucker, Pentosanen, Holzfaser usw.) auf die Ausnutzung der löslichen Stickstoffverbindungen (Salpeter und Ammoniaksalz). Alle diese Versuche, so wie solche besonders von Wagner, Stutzer, Gerlach, Krüger, Schneidewind, D. Meyer, Munter, Pfeiffer und Lemmermann ausgeführt wurden, haben ergeben, daß frische organische Substanzen die Stickstoffausnutzung und damit die Wirkung der löslichen Stickstoffverbindungen herabdrücken. Die Gründe hierfür sind: 1. Eine Reduktion des Salpeters durch denitrifizierende Organismen, welche ihren Einfluß bei Gegenwart von frischen organischen Substanzen besonders in feuchten Böden ausüben. 2. Eine Überführung der löslichen Stickstoffverbindungen in Eiweiß, woran sich sämtliche niedere Organismen (Bakterien und Pilze) beteiligen können. Man hat in der Praxis beobachtet, daß häufig frischer Stalldünger, welcher wesentlich höhere Mengen von wirksamem Harnstickstoff enthält als ein alter verrotteter Stalldünger, schlechter wirkt als der letztere. Dies ist auf jene Erscheinung zurückzuführen.

Die Phosphorsäure.

Die beiden herrschenden Phosphorsäuredünger sind das Superphosphat und das Thomasmehl geblieben. Auch die neueren Versuche haben ergeben, daß das Superphosphat sich mehr für die besseren und schweren Böden, das Thomasmehl sich mehr für die Sandböden eignet. Rüben, welche sehr schnell nach einer leicht aufnehmbaren Phosphorsäure verlangen, gibt man zweckmäßig auch auf leichten Böden die Phosphorsäure oder einen Teil der Phosphorsäure in Form der wasserlöslichen Superphosphatphosphorsäure, während die kalkliebenden Leguminosen mit ihrem größeren Lösungsvermögen auch auf den besseren Böden für das Thomasmehl sich sehr dankbar erwiesen haben. Die Wirkung der Knochenmehlphosphorsäure hat nach den neu angestellten Feldversuchen ihrem Preise nicht entsprochen. Rohphosphate, auch die etwas leichter zersetzbaren, wie das Agrikulturphosphat, kommen nach den angestellten Versuchen nur für saure Hochmoorböden in Frage. Ein Auswaschen von löslicher Phosphorsäure ist, wie Lysimeterversuche von Gerlach ergaben, bei dem jetzigen Kulturzustand unserer Böden nicht mehr zu befürchten, auch nicht auf den Sandböden, welchen man im Laufe der Jahre so viel Kalk zugeführt hat, daß dieser die Phosphorsäure zu binden vermag.

Das Kali.

Durch eine stärkere und sinngemäßere Anwendung der Kalisalze ist die Produktion in Deutschland in den letzten 25 Jahren nicht unerheblich gestiegen. Kalidüngungsversuche, die jetzt die Grundlage für die richtige Anwendung

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1475. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/346&oldid=- (Version vom 20.8.2021)