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Ernteergebnissen von einst und jetzt. Sie betrugen bei den wichtigsten Feldfrüchten auf den ha in dz:

Im Erntejahr Roggen Weizen Gerste Hafer Kartoffeln Wiesenheu
Mittel von 1885/86–1889/90 11,3 15,1 15,0 14,1 101,8 32,7
Mittel von 1908/09–1911/12 17,7 20,3 19,6 18,9 129,2 40,9

Zunahme in dz: 5,9 5,2 4,6 4,8 27,4 8,2
Zunahme in % 50,0 34,4 30,7 34,0 26,9 25,1

In diesen Zahlen drückt sich am trefflichsten der Aufschwung der deutschen Ackerwirtschaft aus. Er darf als geradezu beispiellos bezeichnet werden und berechtigt zu der Hoffnung einer weiteren Steigerung, wobei jedoch zu berücksichtigen ist, daß diese mehr Zeit und Aufwand erfordern wird als die erste Etappe.

Viehzüchtung.

Nicht minder hat sich die deutsche Viehzucht gehoben und dabei in ihrer Leistungsfähigkeit wesentlich verbessert. Über ihren Zuwachs an Kopfzahl und Wert geben folgende Zusammenstellungen einen kurzen Überblick:

Es waren vorhanden Stück:

Pferde Rindvieh Schafe Schweine Ziegen
1883 (Zähljahr) 3 522 545 15 786 764 19 189 715 9 206 195 2 640 994
1912 (vorläuf. Zahlen) 4 516 297 20 158 738 5 787 848 21 885 073 3 383 971
Demnach Zuwachs Stückzahl 993 752 4 371 974 −13 401 867 12 678 878 742 977

Zuwachs in % 28,2 27,7 −69,9 137,7 28,1

Während der Jahre 1883–1912 nahm der Verkaufswert aller deutschen Viehgattungen zusammen in folgender Weise zu:

1883 von 5 575 868 000 Mark
1892 auf 6 379 564 000 Mark
1900 auf 7 697 402 000 Mark
1912 auf 10 100 000 000 Mark (Schätzung).

Gesamtzuwachs von 1883–1912 4 524 000 000 Mark
in % 81,1 %.

Besonders erfreulich ist die starke Zunahme an Rindvieh und Milchkühen, deren Milchertrag für das Jahr bereits auf beinahe 3 Milliarden Mark Wert geschätzt werden kann. Man darf heute wohl die mittlere Milchleistung der deutschen Kuh auf fast 2500 Liter für das Jahr annehmen, während sie vor 25 Jahren kaum 1800 Liter ausmachte. Es gibt heute bereits viele Milchviehställe, welche bis 4000 Liter Milchertrag und darüber auf Kopf und Jahr, und zwar mit einem Fettgehalt von 3,5% und mehr aufzuweisen haben. Dabei hat auch das Durchschnittsgewicht der Kühe wesentlich zugenommen. Dasselbe gilt auch für den Pferdebestand. Die Gründe dieses Aufschwunges liegen nicht zum mindesten mit darin, daß der deutsche Viehbestand von schweren langdauernden Seuchen

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1447. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/318&oldid=- (Version vom 20.8.2021)