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als Neovitalismus in Blüte stehenden Naturphilosophie zu enden. Auf die einzugehen, ist hier nicht der Ort, jedoch seien Interessenten auf einige van Driesch’s Schriften verwiesen (Philosophie des Organischen 1908, Die Biologie als selbständige Grundwissenschaft 1911, Ordnungslehre 1912).

Tierpsychologie.

Im Anschluß hieran sei noch mit kurzen Worten eines ebenfalls nach der Seite der Philosophie hinneigenden Zweiges unserer Wissenschaft gedacht, nämlich der Tierpsychologie, welche neuerdings wieder weitergehendes Interesse erregt und eine Reihe bemerkenswerter Ergebnisse zu verzeichnen hat. Bei der großen Schwierigkeit der Beurteilung der verschiedenen hierbei in Betracht kommenden Faktoren ist es begreiflich, daß die auf diesem Gebiet erzielten Fortschritte bisher noch keine allzu großen waren, immerhin ist man auch hier durch Verbesserung der Untersuchungsmethoden und auf experimentellem Wege in der Beurteilung der kurz als geistige Fähigkeiten zusammenzufassenden Eigenschaften der Tiere weiter gekommen, wenn auch gerade auf diesem Gebiet noch sehr viel zu tun übrigbleibt. Ob die mehr sprungweise auftretenden, anscheinenden Fortschritte in der Erkenntnis, welche wie bei den denkenden Pferden einen hohen Grad in der Entwicklung der geistigen Fähigkeiten bei Tieren anzuzeigen scheinen, in Wirklichkeit so anzusehen sind und objektivster Prüfung standhalten, wird noch zu erweisen sein. Das große Aufsehen, das die sich steigernden Nachrichten über jene Versuche und Beobachtungen erregten, zeigen jedenfalls, welches weitgehende Interesse diesem Gebiete mit Recht entgegengebracht wird. Es braucht kaum bemerkt zu werden, daß das Auftreten und die allmähliche Entwicklung der geistigen Fähigkeiten bis zu der Höhe, wie wir sie vom Menschen kennen, mit zu den interessantesten und wichtigsten Fragen der naturwissenschaftlichen Forschung gehören.




Schlußwort.

Wenn im vorstehenden versucht wurde, von dem jetzigen Zustand der zoologischen Wissenschaft und ihrer Entwicklung im letztvergangenen Vierteljahrhundert ein Bild zu geben, so bittet der Verfasser zum Schluß nochmals um Nachsicht dafür, daß es kein ganz vollständiges und gleichmäßiges werden konnte. Entsprechend dem verschiedenartigen Fortschreiten einzelner Gebiete und der größeren Bedeutung, welche manche von ihnen zeitweise erlangten, mußten gewisse Partien hervorgehoben, andere dagegen mehr zurückgedrängt werden. Bei der Behandlung eines bestimmten Zeitabschnittes wird dies jedoch nicht anders möglich sein und die große Verschiedenartigkeit der in unserer Wissenschaft vereinigten Gebiete vergrößert die Schwierigkeit der Darstellung innerhalb eines recht beschränkten Rahmens, wie er hier durch den Umfang des Artikels gegeben war. Dieser erlaubte es leider auch nicht, die Namen selbst der um unsere Wissenschaft besonders verdienten Männer anzuführen und ihrer Verdienste im einzelnen gerecht zu werden. Trotz dieser dem Verfasser am besten bewußten, aber kaum vermeidbaren Mängel gibt er sich der Hoffnung hin, ein in den wesentlichen Zügen richtiges Bild des Ganzen geliefert zu haben.

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/223&oldid=- (Version vom 20.8.2021)