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ihrer Verbreitung über die Erde, ihren Beziehungen unter sich und ihrer stammesgeschichtlichen Entstehung dem Beschauer verständlich zu machen. Alles dies sieht man in einer zuweilen fast überreichen Art der Aufstellung dargeboten und das immer mehr steigende Interesse, dem gewiß das Verständnis folgt, belohnt die sich hiermit beschäftigenden Zoologen für ihre aufopfernde Mühewaltung.

Zoologische Gärten und Tierparke.

Wenn von einem mit dem wachsenden Luxus unserer Zeit sich ebenfalls steigernden Glanz in der Darbietung und Ausstellung wissenschaftlicher Objekte die Rede ist, muß auch der zoologischen Gärten gedacht werden. Freilich sind sie gleichzeitig Veranstaltungen zur gesellschaftlichen Unterhaltung ihrer Besucher, aber man wird ihren belehrenden und erzieherischen Wert nicht unterschätzen dürfen. Bei dem auch in dieser Beziehung vorzüglich geleiteten Berliner Zoologischen Garten ist neuerdings unter Aufwendung großer Kosten ein Aquarium eingerichtet worden, welches bestimmt ist, das alte eingegangene Aquarium zu ersetzen, aber durch den Reichtum des Gebotenen offenbar weit über jenes hinausgeht. – Über den Wert, welchen eine Anlage wie der berühmte Hagenbecksche Tierpark in Stellingen bei Hamburg für die Tierbeobachtung hat, wird man sich zu einer Zeit, wo nicht wenigen dieser Tiere immer weiteres Zurückdrängen und allmähliche Vernichtung bevorsteht, nicht im Zweifel sein. In Verbindung damit seien auch die Naturschutzbestrebungen erwähnt, welche besonders im vergangenen Jahrzehnt auch bei uns in Deutschland großen Umfang angenommen haben und sich neben dem Schutz der Flora vor allem auch der Erhaltung der vom Untergang bedrohten Tierarten widmen. Naturschutzparke, wie das unter wohlwollender kaiserlicher Förderung und tatkräftiger Hilfe eingerichtete Schutzgebiet der Lüneburger Heide, werden diesem Zweck mit großem Nutzen dienen.

Zoologische Stationen.

Von besonders wichtiger Bedeutung für die zoologische Forschung haben sich die zoologischen Stationen erwiesen, deren erste deutsche zwar nicht innerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches gelegen, aber von einem Deutschen gegründet und unter der Beihilfe hauptsächlich deutscher Gelehrter zu dem Weltruhm gelangt ist, welchen sich die Zoologische Station in Neapel, diese hervorragende Schöpfung Anton Dohrns, in den letzten Jahrzehnten mit Recht erwarb. Für die Beschaffung marinen Tiermaterials ausgezeichnet gelegen und zur Ausführung wissenschaftlicher Arbeiten vorzüglich ausgestattet, ist sie die hohe Schule deutscher wie ausländischer Zoologen und sendet ihr wundervoll konserviertes Tiermaterial nach allen Weltgegenden, wo es nicht nur eine Hauptzierde der zoologischen Sammlungen in Museen und Instituten bildet, sondern vor allen Dingen auch den in der größeren heimatlichen Ruhe auszuführenden Untersuchungen dient.

Die während der Regierungszeit unseres Kaisers gelungene Erwerbung der Insel Helgoland brachte auch für die zoologische Wissenschaft eine höchst erfreuliche Bereicherung mit sich, nämlich die schon bald erfolgende Gründung der dortigen Biologischen

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Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 3. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 1332. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_3.pdf/203&oldid=- (Version vom 20.8.2021)