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Die Netto-Einfuhr betrug:

1872 1910
Pferde 19,6 Mill. M. 144,0 Mill. M.
Federvieh (geschlachtet) ? Mill. M. 11,9 Mill. M.
Gänse ? Mill. M. 30,5 Mill. M.
Haushühner ? Mill. M. 15,9 Mill. M.
Sonstiges Federvieh ? Mill. M. 3,9 Mill. M.
Reisabfälle (Viehfutter) ? Mill. M. 11,8 Mill. M.
Schlampe ? Mill. M. 5,6 Mill. M.
Raps, Rübsen 1,5 Mill. M. 37,6 Mill. M.
Sesam 0,5 Mill. M. 41,6 Mill. M.
Talg ? Mill. M. 15,0 Mill. M.

Diese Posten stellen abermals eine Einfuhr (1910) von 287,9 Mill. M. dar. Seit dem Jahre 1910 ist die Einfuhr dieser Produkte weiter gestiegen.

Leider ist es nicht möglich, diesen Zahlen die Inlandsproduktion exakt gegenüberzustellen, da hierfür die Unterlagen fehlen. Die Schätzungen über den Anteil der Vieheinfuhr am Gesamtbedarf schwanken zwischen 5–10%. Die Abhängigkeit ist hier demnach wesentlich geringer als beim Getreide. An bereiteten Futtermitteln bezieht Deutschland freilich nahezu 60% seines Bedarfs aus dem Ausland.

Welche Wirkung hat nun der verstärkte Schutzzoll (in Verbindung mit sanitären Präventivmaßnahmen) auf dem Gebiete der Vieheinfuhr gehabt? Stellen wir, um mangels anderen Materials wenigstens eine einigermaßen befriedigende Methode anzuwenden, die Einfuhrzahlen von 1905 und 1912 einander gegenüber:

Netto-Einfuhr
in Stück
1905 1912
Pferde 123 835 124 963
Ochsen 71 821 39 358
Kühe M. 126 100 84 360
Jungvieh (bis zu 2½ Jahren) 104 902 67 699
Schweine (außer Spannferkeln) 67 389 127 159
Stiere 9 479 6 741
Fleisch und Zubereitungen von Fleisch 523 340 Dz. 718 432 Dz.

Daraus ergibt sich, daß der Einfuhrüberschuß von Pferden stabil geblieben ist, von Ochsen sich um beinahe die Hälfte, von Kühen um etwa ein Drittel, von Jungvieh um ein Drittel verringert hat. Verdoppelt hat sich die Mehreinfuhr von Schweinen, während die Fleischeinfuhr um etwa 50% gestiegen ist. Alles in allem sind das für die deutsche Viehzucht sehr günstige Zahlen, denn der Inlandskonsum ist in der Vergleichszeit erheblich schneller gewachsen, als die Einfuhr. Es ergibt sich hieraus ohne Weiteres, daß der Viehbestand in Deutschland stark zugenommen hat. Zahlenmäßig läßt sich dies zurzeit nicht ausdrücken, da die Ergebnisse der Viehzählung von 1912 noch nicht vorliegen. Aber nach den bis jetzt bekannt gewordenen Teilergebnissen ist an der Tatsache der relativen Steigerung der Viehproduktion nicht zu zweifeln. Diese hat übrigens, wie bereits angedeutet, unter der Caprivischen Handelspolitik schon eingesetzt, was aus den folgenden Zahlen hervorgeht:

Bestand in Millionen Stück
Pferde Rinder Schweine
1892   3,48 17,55 12,17
1904 4,26 19,33 18,92
1907 4,35 20,63 22,15
Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 706. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/269&oldid=- (Version vom 20.8.2021)