Seite:Deutschland unter Kaiser Wilhelm II Band 2.pdf/263

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
1890 1900 1912
in Tonnen in Mill. Mk. in Tonnen in Mill. Mk. in Tonnen in Mill. Mk.
Weizen 672 887 104,1 998 784 133,5 1 974 833 332,4
Roggen 879 784 98,1 817 241 91,6 −481 583 −81,6
Hafer 187 256 21,8 356 853 36,0 280 727 29,7
Gerste 728 867 96,7 751 458 88,3 2 969 413 404,4
Zusammen Einfuhrüberschuß: 2 468 794 320,7 2 924 336 349,4 4 742 390 684,9

Aus diesen Zahlen geht eines mit Deutlichkeit hervor: Der Einfuhrüberschuß hat sich im letzten Jahrzehnt stark gesteigert: von 349,4 auf 684,9 Mill. M. An der Spitze steht Gerste, dem Weizen in nur geringem Abstand folgt, während Hafer bloß einen Einfuhrüberschuß von 29,7 Mill. M. hat. Eine eigenartige Entwicklung hat der Roggenhandel genommen, der früher stets passiv war, jetzt aber schon mit 81,6 Mill. M. aktiv ist. Die Verschiebung in den letzten Jahren ist geradezu staunenswert. An solche Folgewirkungen des Einfuhrscheinwesens hat bei seiner Einführung kaum jemand gedacht. Man rechnete damals mit einer Zollanrechnung von zirka 1 600 000 M., stellte sich also die zu erwartende Ausfuhr sehr gering vor. Statt dessen hat der Ertrag der in Anrechnung genommenen Einfuhrscheine die folgende Entwicklung genommen (in Mill. M.):

1894   7
1895 9
1896 8
1897 14
1898 14
1899 20
1900 22
1901 15
1902 15
1903 21
1904 31
1905 33
1906 57
1907 54
1908 99
1909 98
1910 122
1911 105
1912 126

Um die Getreideeinfuhr in ihrer Bedeutung für die deutsche Volkswirtschaft richtig einschätzen zu können, muß sie der inländischen Produktion gegenübergestellt werden. Dies ist auf der folgenden Tabelle geschehen.

  Weizen
in Mill. Tonnen
Roggen
in Mill. Tonnen
Hafer
in Mill. Tonnen
Gerste
in Mill. Tonnen
1890 1900 1912 1890 1900 1912 1890 1900 1912 1890 1900 1912
Produktion in Deutschland 2,83 3,84 4,36 5,87 8,55 11,60 4,91 7,09 8,52 2,28 3,00 3,48
Nettoeinfuhr bzw. Ausfuhr (–) 0,67 0,99 1,99 0,88 0,82 −0,48 0,18 0,35 0,28 0,73 0,75 2,97
Gesamtbedarf: 3,50 4,83 6,35 6,75 9,37 11,12 5,09 7,44 8,80 3,01 3,75 6,45
Prozentsatz der Einfuhr bzw. Ausfuhr (−) 19,1 20,5 31,2 13,0 8,7 −4,3 3,5 4,7 3,6 24,2 20,0 46,0

An dieser Aufstellung ist zunächst zu bemerken, daß sie auf unbedingte Zuverlässigkeit keinen Anspruch machen kann. Die Fehlerquelle liegt in der Produktionsstatistik. Bis zum Jahre 1898 erfolgte die Feststellung der Ernte durch die Gemeinde- und Gutsvorsteher. Seitdem werden die Schätzungen von etwa 7000 Sachverständigen vorgenommen, die jeder über einen Bezirk von 50–100 qkm zu berichten haben. Sofort nachdem diese neue Erhebungsart zur Durchführung gekommen war, ergab sich eine Erhöhung der Produktionsziffer von 12–19%. Es ist sehr wahrscheinlich, daß die Sachverständigen

Empfohlene Zitierweise:
Diverse: Deutschland unter Kaiser Wilhelm II. – Band 2. Verlag von Reimar Hobbing, Berlin 1914, Seite 700. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutschland_unter_Kaiser_Wilhelm_II_Band_2.pdf/263&oldid=- (Version vom 20.8.2021)