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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 4. Jahrgang

Ludwig Tieck.




(Aus dem Album der k. k. Hofschauspielerin Frau Christine Hebbel geb. Enghaus[1])

Dem Aermsten bietet sich des Lebens Gastmahl dar,
Ihm tönt der Sang der Frühlings-Nachtigall,
Er lebt und webt mit einer Elfenschaar,
Und kosend spielt mit sanftem Liederschall:

5
Wer glücklich wohnt in niedrer Hütte Schutz,

Hat Kind und Enkel tändelnd auf dem Knie,
Er beut befriedigt jedem Wehe Trutz,
Und will, was ihm zu ferne schwebet, nie.
Zufriedenheit wird, wer sie sucht,

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In dieses wirren Lebens ewger Flucht: –

Doch wie beglückt vor Allem, wer erfuhr,
Was ihm gegönnt die Kunst und die Natur,


  1. Diese Verse gehören zu den letzten des ehrwürdigen Romantikers wenn sie nicht wirklich seine letzten sind. Er schrieb sie für die große, tragische Künstlerin bei Gelegenheit ihrer Darstellung der Judith auf dem k. Hoftheater in Berlin „mit gelähmter Hand, in schwerer Krankheit,“ wie er selbst auf dem Blatt hinzufügte, zum Andenken nieder.
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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 4. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1854, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_1854.pdf/17&oldid=- (Version vom 24.10.2016)