Eine gold’ne Thräne fällt
Mein Tag war heiter, glücklich meine Nacht.
Mir jauchzte stets mein Volk, wenn ich die Leier
Der Dichtkunst schlug. Mein Lied war Lust und Feuer,
Hat manche schöne Gluten angefacht.
Hab’ ich die Ernte schon in meine Scheuer –
Und jetzt soll ich verlassen, was so theuer,
So lieb und theuer mir die Welt gemacht!
Der Hand entsinkt das Saitenspiel. In Scherben
An meine übermüth’gen Lippen preßte.
O Gott! wie häßlich bitter ist das Sterben!
O Gott! wie süß und traulich läßt sich leben
In diesem traulich süßen Erdenneste!
Ich seh’ im Stundenglase schon
Den kargen Sand zerrinnen.
Mein Weib, du engelsüße Person!
Mich reißt der Tod von hinnen.
Da hilft kein Widerstehen,
Er reißt die Seele aus dem Leib –
Sie will vor Angst vergehen.
Er jagt sie aus dem alten Haus,
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 390. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/408&oldid=- (Version vom 31.7.2018)