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Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang

     Des Menschen Herz ist hart wie Stein;

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Der Mensch gibt keinen Bissen

Umsonst. Man jagt uns aus dem Stall,
Wir werden verhungern müssen.

     Wir können nicht borgen und stehlen nicht,
Wie jene Menschenkinder,

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Auch schmeicheln nicht wie der Mensch und der Hund –

Wir sind verfallen dem Schinder.

     So klagte das Roß, und seufzte tief.
Der Langohr unterdessen
Hat mit der gemüthlichsten Seelenruh’

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Zwei Distelköpfe gefressen.


     Er leckte die Schnauze mit der Zung’,
Und gemüthlich begann er zu sprechen:
Ich will mir wegen der Zukunft nicht
Schon heute den Kopf zerbrechen.

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     Ihr stolzen Rosse seid freilich bedroht

Von einem schrecklichen Morgen.
Für uns bescheid’ne Esel jedoch
Ist keine Gefahr zu besorgen.

     So Schimmel wie Rappen, so Schecken wie Fuchs,

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Ihr seid am Ende entbehrlich;

Uns Esel jedoch ersetzt Hans Dampf
Mit seinem Schornstein schwerlich.

     Wie klug auch die Maschinen sind,
Welche die Menschen schmieden,

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Dem Esel bleibt zu jeder Zeit

Sein sicheres Dasein beschieden.

Empfohlene Zitierweise:
Christian Schad (Hrsg.): Deutscher Musenalmanach, 7. Jahrgang. Stahel'sche Buchhandlung, Würzburg 1857, Seite 380. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Musenalmanach_(7)_1857.djvu/398&oldid=- (Version vom 31.7.2018)