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105. Zwei Wünsche.


Mäßig langsam. Mündlich, aus dem Hessen-Darmstädtischen.
(Alsbach und Leheim a. R.)
Noten
Noten


1.
Ach wenn doch mein Schätzchen

ein Rosenstock wär,
ei so stellt ich n vors Fenster, :|:
daß all die Leut sähn!

2.
Ach wenn doch mein Schätzchen

ein Feigenbaum wär,
ei so thät ich drauf steigen,
wenn er noch so hoch wär.

1. In den Grimm’schen „Kinder- und Haus-Märchen“ (2. Aufl. Berlin, 1822.) wird in B. III, S. 130 als „Redensart unter dem Volk“ angeführt: Wenn mein Schatz ein Nelkenstock wär, setzt ich ihn vors Fenster, daß ihn Jedermann säh. – Gewöhnlich findet sich dieses Lied dem vorhergehenden (Nr. 104) als Schluß beigefügt.


106. Verzeihung.


Ziemlich bewegt. Mündlich, aus der Uckermark. (Gramzow.)
Noten
Noten


1.
Es leuchtet schon wieder

der Himmel so blau,
|: die Blümlein verwelken
bei dem lieblichen Thau. :|

2.
Wol alle die Veilchen

die blühen bei der Nacht,
die haben mein Herze
zum Verlieben gebracht.

3.
Einst stand ich unter Linden

in einem grünen Wald,
da kam ja mein Schönster
und küßte mich bald.

4.
„Warum bist du nicht gekommen,

als ich dich gerufen hab?
denn du hättest vernommen,
daß mein Herze du warst!“

5.
‚‚‚Ja vorhin warst du spröde,

aber nun und nimmermehr!‘‘‘
„Ei so bitt ich dich, mein Engel,
verzeih es doch mir!“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_255.jpg&oldid=- (Version vom 27.10.2019)