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34f. Der verwundete Knabe.
(Um 1740.)
1.
Es wollt ein Mägdlein früh aufstehn, :|:

wollt in den grünen Wald nach Röslein gehn. :|:

2.
Und da sie nun in den Wald nein kam,

da fand sie einen verwundten Mann.

3.
„Ich bin in einen Finger verwundt:

verbind mich, feins Liebchen, so werd ich gesund!“

4.
Das Mägdlein nahm abe ihr Schleierlein weiß,

sie verband den Knaben mit ganzem Fleiß.

5.
Das Schleierlein war von Blute so roth,

und da sie ihn verband, war sie halb todt.

6.
Und ist sie halb todt und gleich gar todt,

so heißts: gestorben und recht spars Brot!

(„Neu-vermehrtes vollständiges Berg-Lieder-Büchlein, Welches nicht allein mit schönen Berg-Reyhen, Sondern auch Andern lustigen, so wohl alt- als neuen Weltlichen Gesängen, Allen lustigen und fröhlichen Herzen, Zu Ergötzung des Gemüthes, versehen. Gedruckt im Jahr.“ 8. Mit angeblich 238, richtiger nur 208 Liedern. 248 Seiten. Wol um 1740 [nicht 1730] in Sachsen gedruckt. – Das. S. 134. Nr. 114.)


34g. Der Todwunde.
(Um 1533.)
1.
Es sollt ein Meidlein früh aufstān,

es sollt in Wald nach Röslein gān.

2.
Do sie in den grünen Wald kam,

do fand sie ein verwundten Mann.

3.
„Ei feines Lieb, erschrick du nicht!

ich bin verwundt, es schadt mir nicht.

4.
„Ich bin in einem Finger wund:

bind mich, feins Lieb, ich wird gesund!“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Erk (Herausgeber): Deutscher Liederhort. Verlag von Th. Chr. Fr. Enslin, Berlin 1856, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutscher_Liederhort_(Erk)_116.jpg&oldid=- (Version vom 26.10.2019)