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Da neigten sie und die Tochter dem Helden, der sie erlöst hatte, und er nahm die ihm angetragene Hand der Jungfrau mit dem Beding an: daß sie nie und zu keiner Zeit fragen solle „woher er gekommen, und welches sein Geschlecht sey?“ denn außerdem müsse sie ihn verlieren.

Der Herzog und die Herzogin zeugten zwei Kinder zusammen, die waren wohl gerathen; aber immer mehr fing es an, ihre Mutter zu drücken, daß sie gar nicht wußte, wer ihr Vater war; und endlich that sie an ihn die verbotene Frage. Der Ritter erschrak herzlich und sprach: nun hast du selbst unser Glück zerbrochen und mich am längsten gesehen. Die Herzogin bereute es aber zu spät, alle Leute fielen zu seinen Füßen und baten ihn zu bleiben. Der Held waffnete sich, und der Schwan kam mit demselben Schifflein geschwommen; darauf küßte er beide Kinder, nahm Abschied von seinem Gemahl und segnete das ganze Volk; dann trat er in’s Schiff, fuhr seine Straße und kehrte nimmer wieder. Der Frau ging der Kummer zu Bein und Herzen, doch zog sie fleißig ihre Kinder auf. Aus dem Saamen dieser Kinder stammen viel edle Geschlechter, die von Geldern sowohl als Cleve, auch die rieneker Grafen und manche andre; alle führen den Schwan im Wappen.


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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_334.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)