Schild ausgestreckt schlief. Der Schwan landete bald
am Gestade, und der Fürst wurde fröhlich empfangen;
kaum hatte man ihm Helm, Schild und Schwert
aus dem Schiff getragen, als der Schwan sogleich
zurück fuhr. Lohengrin vernahm nun das Unrecht,
welches die Herzogin litt, und übernahm es gerne,
ihr Kämpfer zu seyn. Elsam ließ hierauf alle ihre
Verwandten und Unterthanen entbieten, die sich bereitwillig
in großer Zahl einstellten; selbst König Gotthart,
ihr mütterlicher Ahn, kam aus Engelland, durch
Gundemar, Abt zu Clarbrunn, berufen. Der Zug
machte sich auf den Weg, sammelte sich nachher vollständig
zu Saarbrück, und ging von da nach Mainz.
Kaiser Heinrich, der sich zu Frankfurt aufhielt, kam
nach Mainz entgegen; und in dieser Stadt wurde das
Gestühl errichtet, wo Lohengrin und Friedrich kämpfen
sollten. Der Held vom Gral überwand; Friedrich gestand,
die Herzogin angelogen zu haben, und wurde
mit Schlägel und Barte (Beil) gerichtet. Elsam fiel
nun dem Lohengrin zu Theile, die sich längst einander
liebten; doch behielt er sich insgeheim voraus,
daß ihr Mund alle Fragen nach seiner Herkunft zu
vermeiden habe: denn sonst müsse er sie augenblicklich
verlassen.
Eine Zeitlang verlebten die Eheleute in ungestörtem Glück, und Lohengrin beherrschte das Land weise und mächtig; auch dem Kaiser leistete er, auf den Zügen gegen die Hunnen und Heiden, große Dienste. Es trug sich aber zu, daß er ein Mal im Speerwechsel
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 308. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_328.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)