Nun hat es sich damals ereignet, daß ein König
vertrieben ward vom Reich, und floh auf den Berg
im Breisgau, genannt der Kaiserstuhl, mit Weib und
Kindern und allem Gesinde, litt da viel Armuth mit
den Seinen. Ließ darauf ausrufen, wer da wäre,
der ihm wollte Hülfe thun, sein Reich wieder zu erlangen,
der sollte zum Herzoge gemacht, und eine
Tochter des Kaisers ihm gegeben werden. Da der
Köhler das vernahm, fügte sich’s, daß er mit einer
Bürde Silbers vor den König trat und begehrte: er
wolle sein Sohn werden und des Königs Tochter ehelichen,
auch dazu Land und Gegend – wo jetzt Zähringen,
das Schloß, und die Stadt Freiburg stehet – zu
eigen haben; alsdann wolle er ihm einen solchen
Schatz von Silber geben und überliefern, damit er
sein ganzes Reich wieder gewinnen könne. Als der
König solches vernahm, willigte er ein, empfing
die Last Silbers, und gab dem Köhler, den er zum Sohn
annahm, die Tochter zur Ehe, und die Gegend des
Landes darzu, wie er begehret hatte. Da hub der
Sohn an und ließ sein Erz schmelzen, überkam groß
Gut damit und baute Zähringen sammt dem Schloß;
da macht ihn der römische König, sein Schwäher, zu
einem Herzogen von Zähringen. Der Herzog baute
Freiburg und andre umliegende Städte und Schlösser
mehr; und wie er nun mächtig ward, zunahm an
Gut, Gewalt und Ehre, hub er an und ward stolz
und frevelhaft. Eines Tages, so rief er seinen eignen
Koch und gebot, daß er ihm einen jungen Knaben
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_268.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)