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zum andern Mal vorüber ging. Da ist dem Kaiser ein Grauen ankommen, hat dem Abt gewinkt, er solle das Gespenst wegthun, und darnach mit Zittern und Zorn zu ihm gesprochen: „Mönch, mache mir der Possen keine mehr;“ und hat bekannt, wie schwerlich und kaum er sich habe enthalten, daß er nicht zu ihr geredet.




491.
Sage von Adelger zu Baiern.
Cod. pal. 361 fol 39b. - 42c.<t/tt>

Vergl. Abele, selzame Gerichtshändel. Nürnb. 1705. Nro. 116.


Zur Zeit Kaisers Severus war in Baiern ein Herzog, Namens Adelger, der stand in großem Lobe, und wollte sich nicht vor den Römern demüthigen. Da es nun dem König zu Ohren kam, daß niemand im ganzen Reiche ihm die gebührliche Ehre weigerte, außer Herzog Adelger, so sandte er Boten nach Baiern und ließ ihn nach Rom entbieten. Adelger hatte nun einen getreuen Mann, den er in allen Dingen um Rath fragte; den rief er zu sich in sein Gemach, und sprach: ich bin ungemuth, denn die Römer haben nach mir gesendet und mein Herz stehet nicht dahin; sie sind ein böses Geschlecht, und werden mir Böses anthun; gern möchte ich dieser Fahrt entübrigt seyn, rathe mir dazu, du hast kluge Gedanken. Der alte Rathgebe antwortete: gerne rathe ich dir alles, was zu deinen Ehren stehet; willst du mir folgen, so besende deine Mannen und heiß sie sich kleiden

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_212.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)