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also hoch fällt es über den Felsen, macht einen großen Schaum, ist gar gefährlich dadurch zu fahren; kommen die Schiff in einen Wirbel, gehen gescheibweis herum, schlägt das Wasser in die Schiff, und werden alle die auf dem Schiff sind, ganz und gar naß. Wenn ein Schiff nur ein wenig an den Felsen rührt, zerstößt es sich zu kleinen Trümmern. Da muß jedermann arbeiten, an den Rudern mit Gewalt ziehen, bis man herdurch kommt. Daselbst herum wohnen viel Schiffleut, die des Wassers Art im Strudel wissen; die werden alsdann von den Schiffleuten bestellt, daß sie also desto leichter, ohn sondern Schaden, durch den Strudel kommen mögen.

Kaiser Heinrich, der dritte dieses Namens, fuhr hinab durch den Strudel; auf einem andern Schiff war Bischof Bruno von Würzburg, des Kaisers Vetter; und als dieser auch durch den Strudel fahren wollte, saß auf einem Felsen, der über das Wasser herausging, ein schwarzer Mann, wie ein Mohr, ein gräulicher Anblick und erschrecklich. Der schreit und sagt zu dem Bischof Bruno: „höre, höre, Bischof! ich bin dein böser Geist, du bist mein eigen; fahr hin, wo du willt, so wirst du mein werden; jetzund will ich dir nichts thun, aber bald wirst du mich wieder sehen. Alle Menschen, die das hörten, erschraken und fürchteten sich. Der Bischof machte ein Kreuz, gesegnete sich, sprach etlich Gebet, und der Geist verschwand vor ihnen allen. Dieser Stein wird noch auf diesen Tag gezeigt; ist darauf ein kleines Thürnlein gebaut,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 181. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_201.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)