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konnten daraus abnehmen, daß, was sie mit Augen gesehen, ihm wirklich im Traum vorgeschwebt hatte.




456.
Kaiser Ludwig bauet Hildesheim.

Pomarius a. a. O. S. 63.
Casp. Abel. Samml. alter Chroniken. Braunschw. 1732. S. 68


Kaiser Ludwig führte allzeit ein Marienbild an seinem Halse; nun begab sichs, daß er ritt durch einen Wald, stieg ab seine Füße zu decken, und setzte dieweil das Bild auf einen Stein (oder auf einen Stamm). Als er’s darauf wieder zu sich nehmen wollte, vermochte er es nicht von der Stätte zu bringen. Da fiel der König auf die Knie, und betete zu Gott: daß er ihm kund thäte, ob er einer Missethat schuldig wäre, derentwegen das Bild nicht von dem Steine weichen wollte? Da hörte er eine Stimme rufen, die sprach: „so ferne und weit ein Schnee fallen wird, so groß und weit sollt du einen Thumb bauen, zu Marien Ehre!“ Und alsbald hub es an vom Himmel zu schneien auf die Stätte; da sprach Ludwig: Dies ist Hilde Schnee (dit is tomalen Hilde Snee) und es soll auch Hildeschnee heißen. So weit nun der Schnee gefallen war, stiftete er einen Kirchenbau, unsrer lieben Frauen zu Ehren, und Günther war der erste Bischof, den er darin bestätigte. Also kriegte der Thumb und die Stadt den Namen nach dem Schnee, der „do hilde“ fiel; das

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_163.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)