Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V2 148.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


dein Mißvergnügen früher entdeckt hättest; jetzo will ich dir zum Lohn meine Tochter Imma, die dich hoch gegürtet willig getragen hat, zur ehelichen Frau geben.“ Sogleich befahl er, nach der Tochter zu senden, welche mit erröthendem Gesicht in des Hofes Gegenwart ihrem Geliebten angetraut wurde. Auch gab er ihr reiche Mitgift an Grundstücken, Gold und Silber; und nach des Kaisers Absterben schenkte ihnen Ludwig der Fromme, durch eine besondere Urkunde, in dem Maingau Michlinstadt und Mühlenheim, welches jetzo Seeligenstadt heißt. In der Kirche zu Seeligenstadt liegen beide Liebende nach ihrem Tode begraben. Die mündliche Sage erhält dort ihr Andenken, und selbst dem nah liegenden Walde soll, ihr zu Folge, Imma, als sie ihn ein Mal „o du Wald!“ angeredet, den Namen Odenwald verliehen haben.




452.
Der Ring im See bei Aachen.
Petrarcha, epistolae familiares Lib. I. c. 3.

Pasquier, recherches VI. 33.
Vergl. Dippoldt, Karl der Gr. S. 121.



Petrarcha, auf seiner Reise durch Deutschland, hörte von den Priestern zu Aachen eine Geschichte erzählen, die sie für wahrhaft ausgaben, und die sich von Mund zu Munde fortgepflanzt haben sollte. Vor Zeiten verliebte sich Carl der Große in eine gemeine Frau so heftig, daß er alle seine Thaten vergaß, seine Geschäffte liegen ließ, und selbst seinen eigenen Leib

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 128. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_148.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)