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auch ist er so beschaffen von Gestalt, daß er wohl werth scheint, König und dein Gemahl zu heißen.“

Authari war schön in blühender Jugend, von gelbem Haar und zierlich von Anblick. Bald darauf empfingen die Gesandten Urlaub beim König, und zogen von den Baiern geleitet, heim. Da sie aber nahe an die Grenze, und die Baiern noch in der Gesellschaft waren, richtete sich Authari, so viel er konnte, auf dem Pferde auf, und stieß mit aller Kraft ein Beil, das er in der Hand hielt, in einen nahestehenden Baum. Das Beil haftete fest, und er sprach: „solche Würfe pflegt König Authari zu thun!“ Aus diesen Worten verstanden die Baiern, die ihn geleiteten, daß er selber der König war. –

Als einige Zeit darauf Dietlinde nach Lamparten kam, und die Hochzeit festlich gehalten wurde, trug sich Folgendes zu. Unter den Gästen war auch Agilulf, ein vornehmer Longobard. Es erhub sich aber ein Unwetter, und der Blitzstrahl fuhr mit heftigem Donner in ein Holz, das innerhalb des Königs Zaungarten lag. Agilulf hatte unter seinem Gesinde einen Knecht, der sich auf die Auslegung der Donnerkeile verstand, und was daraus erfolgen würde, durch seine Teufelskunst wohl wußte. Nun begab sichs, daß Agilulf an einen geheimen Ort ging, sich des natürlichen Bedürfnisses zu erledigen, da trat der Knecht hinzu und sprach: „Das Weib, die heute unserm Könige vermählt worden ist, wird, nicht über lang, dein Gemahl werden.“ Als Agilulf das hörte, bedrohte er

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)