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den Wandalen sagen. Es waren die Winiler zwar muthige und kräftige Helden, an Zahl aber gering. Nun traten die Wandalen vor Wodan, und flehten um Sieg über die Winiler. Der Gott antwortete: „denen will ich Sieg verleihen, die ich bei Sonnenaufgang zuerst sehe.“ Gambara aber traf vor Frea, Wodans Gemahlin, und flehte um Sieg für die Winiler. Da gab Frea den Rath: „die Winiler Frauen sollten ihre Haare auflösen, und um das Gesicht in Bartes Weise zurichten, dann aber frühmorgens mit ihren Männern sich dem Wodan zu Gesicht stellen, vor das Fenster gegen Morgen hin, aus dem er zu schauen pflegte. Sie stellten sich also dahin, und als Wodan, ausschaute bei Sonnenaufgang, rief er: „was sind das für Langbärte?“ Frea fügte hinzu: „wem du Namen gabst, dem mußt du auch Sieg geben.“[1] Auf diese Art verlieh Wodan den Winilern den Sieg, und seit der Zeit nannten sich die Winiler Langbärte (Longobarden).


390.
Die Longobarden und Aßipiter.
Paul. Diacon I. 11. 12.

Bald nach Besiegung der Winiler mußten die Langbarten aus Hungersnoth das Land Schoringen


  1. S. das Lied von Helge und Swawa in unserer Ausg. der Edda. Str. 8. Anm. S. 33.
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 27. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)