den bat sie mit Thränen, daß er das von Urajas
Frau ihr zugefügte Unrecht räche. Bald darauf schuldigte
Ildibad den Urajas bei den Gothen an, daß er
zum Feinde übergehen wollte, und nicht lange darauf
brachte er ihn hinterlistig ums Leben. Darüber fingen
die Gothen an, sich in Haß und Zwietracht zu
spalten, und Wilas, ein Gepide, beschloß den König zu
morden. Als Ildebad eben am Gastmahl saß und
aß, hieb ihm Wilas unversehens mit dem Schwert in
den Nacken, so daß seine Finger noch die Speise hielten,
während sein abgeschnittenes Haupt auf den Tisch
fiel, und alle Gäste sich entsetzten.
Totila versucht den Heiligen.
Als Totila, König der Gothen vernommen hatte, daß auf dem heiligen Benedictus ein Geist der Weissagung ruhe, brach er auf und ließ seinen Besuch in dem Kloster ankündigen. Er wollte aber versuchen, ob der Mann Gottes die Gabe der Weissagung wirklich hätte. Einem seiner Waffenträger, Namens Riggo, gab er seine Schuhe, und ließ ihm königliche Kleider anthun; so sollte er sich in Gestalt des Königs dem Heiligen nahen. Drei andere Herrn aus dem
Gefolge, Wulderich, Ruderich und Blindin[1], mußten
- ↑ Bei Marcellinus p. 72. heißen die drei Herzöge des Totila: Ruderit, Viliarid, Bleda.
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)