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worden waren. Zur Zeit der Herrschaft Kaisers Constantius geschah dem Valerius, Präfecten in Thracien, Anzeige von einem zu hebenden Schatz. Valerius begab sich an Ort und Stelle und erfuhr von den Einwohnern, daß es ein altes, feierlich geweihtes Heiligthum wäre. Dieses meldete er dem Kaiser, empfing aber Weisung, die Kostbarkeiten zu heben. Man grub daher in die Erde und fand drei aus gediegenem Silber gearbeitete Bildsäulen, nach barbarischer Weise mit gehenkelten (eingestämmten) Armen, in bunten Gewändern und Haaren auf dem Haupt; sie lagen mit den Gesichtern gen Norden, wo der Barbaren Land ist, gewendet. Sobald diese Bildsäulen gehoben und weggenommen waren, brachen wenig Tage darauf die Gothen zuerst in Thracien ein und ihnen folgten andere Barbaren, von welchen ganz Thracien und Illyrien überschwemmt wurde. Jene geheiligte Stätte lag zwischen Thracien und Illyrien, und die drei Bildsäulen schienen gegen alle barbarische Völker eingeweiht gewesen zu seyn.



371.
Fridigern.
Jornandes p. 106. 107. cap. 35.
Vergl. Ammianus Marcellinus 31, 5. und Zosimus 4, 34.

Fridigerns Thaten priesen die Gothen in Liedern. Von ihm ist folgende Sage aufbehalten worden. Als die Westgothen noch keinen festen Wohnsitz hatten,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_029.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)