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es lateinischen oder deutschen Quellen, mit Beifügung wichtiger späterer Recensionen, einen förmlich diplomatischen Codex für die Sagendichtung gebildet hätte – würde mancherlei Reiz neben unleugbarem Gewinn für die gründliche Forschung gehabt haben, allein doch jetzt nicht gut auszuführen gewesen seyn, schon der einmal im Zweck liegenden gleichmäßigen Uebersicht des Ganzen halben. Am meisten geschmerzt hat es uns, die selbst ihren Worten nach wichtigen, aus dem Heidelberger Cod. 361. geschöpften Sagen von Karl und Adalger von Baiern in einem geschwächten Prosa-Auszug liefern zu müssen; ohne Zweifel hatten sie, zum wenigsten theilweise, ältere deutsche Gesänge zur Unterlage. So stehen andere Stellen dieser merkwürdigen Reimchronik in unverkennbarem Bezug auf das Lied von Bischof Anno, und es bleibt ihr vollständiger, wörtlicher Abdruck in aller Rücksicht zu wünschen.

Eine solche Grundlage von Liedern haben gewiß noch andere Stammsagen gehabt. Bekannt sind die Verweisungen auf altgothische Lieder, für die longobardische Sage läßt es sich

denken.[1] Einzelne Ueberlieferungen gehen in


  1. Man beschränkt sich hier auf das Zeugniß von Alboin, bei Paulus Diaconus I. 27:„Alboini ita praeclarum longe lateque nomen percrebuit, ut hactenus etiam tam apud Bajoariorum<t/tt> [XI] gentem quam et Saxonum, sed et alios ejusdem linguae homines, ejus liberalitas et gloria, bellorumque felicitas et virtus in eorum carminibus celebretur.“
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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 2. Nicolai, Berlin 1818, Seite X. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V2_010.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)