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anlangte, das Korn gänzlich im Preise gefallen war und die Witwe zornig die sämmtliche Ladung vor der Stadt in die See werfen ließ. Was geschah? An derselben Stelle that sich, seit der Zeit eine mächtige Sandbank empor, geheißen der Frauensand, drauf nichts als taubes Korn (Wunderkorn, Dünenhelm, weil es die Dünen wider die See helmt [schützt], arunda arenaria ) wuchs und die Sandbank lag vor dem Hafen, den sie sperrte, und der ganze Hafen ging zu Grunde. So wuchs an der Sünde der alten Frau die Buße für die ganze Stadt auf.





239.
Der Frauensand.
Mündlich aus Holland mitgetheilt.


Westlich im Südersee wachsen mitten aus dem Meer Gräser und Halme hervor an der Stelle, wo die Kirchthürme und stolzen Häuser der vormaligen Stadt Stavoren in tiefer Flut begraben liegen. Der Reichthum hatte ihre Bewohner ruchlos gemacht, und als das Maaß ihrer Uebelthaten erfüllt war, gingen sie bald zu Grunde. Fischer und Schiffer am Strand des Südersees haben die Sage von Mund zu Mund fortbewahrt.

Die vermögendste aller Insassen der Stadt Stavoren war eine sichere Jungfrau, deren Namen man nicht mehr nennt. Stolz auf ihr Geld und Gut, hart

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 321. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_357.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)