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120.
Der Salz-Knecht in Pommern.
Bräuner’s Curiosit. S. 67. 68.

In Pommern hatte ein Salz-Knecht ein altes Weib, das eine Zauberin war, bei dem er nicht gerne bliebe und darum einsmals vorgab, er wolle nach Hessen, in seine Heimath, wandern, allda seine Freunde zu besuchen. Weil sie aber besorgte, er würde nicht wiederkommen, wollte sie ihn nicht weglassen, nichtsdestoweniger reiste er fort. Wie er nun etliche Tage zurückgelegt, kommt hinter ihm auf dem Weg ein schwarzer Bock, schlupft ihm zwischen die Beine, erhebt und führt ihn wieder zurück und zwar, nicht über die Landwege, sondern geradezu durch dick und dünn, durch Feld und Wald, über Wasser und Land, und setzt ihn in wenig Stunden vor dem Thor nieder, in Angst, Zittern, Schweiß und Ohnmacht. Das Weib aber heißt ihn mit höhnischen Worten willkommen und spricht: „schau! bist du wieder da? so soll man dich lehren daheim bleiben!“ Hierauf that sie ihm andere Kleider an und gab ihm zu essen, daß er wieder zu sich selbst käme.


121.
Jungfer Eli.
Mündlich, aus dem Münsterland.

Vor hundert und mehr Jahren lebte in dem münsterischen Stift Frekenhorst eine Abtissin, eine sehr fromme

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 184. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_220.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)