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ihn nicht ehrlich und nicht als einen Christen behandelte. Einmal reiste ein Edelmann aus dem Geschlecht von Mandelsloh nach Hudemühlen. Er stand wegen seiner Gelehrsamkeit in großem Ansehen, war Domherr bei dem Stift Verden und Gesandter bei dem Kurfürst von Brandenburg und dem Könige von Dänemark. Als er nun von dem Haus-Geist hörte, und daß er als ein Christ wollte angesehen seyn, sprach er, er könnte nicht glauben, daß es gut mit ihm stehe, er müsse ihn vielmehr für den bösen Feind und den Teufel halten, denn Menschen solcher Art und Gestalt habe Gott nicht erschaffen, die Engel aber lobten Gott ihren Herrn und schirmten und schützten die Menschen; damit stimme das Poltern und Toben und die abentheuerlichen Händel des Geistes nicht überein. Hinzelmann, der während seiner Anwesenheit sich noch nicht hatte hören lassen, machte ein Geräusch und sprach: „was sagst du, Barthold? (also hieß der Edelmann) bin ich der böse Feind? Ich rathe dir, sage nicht zu viel, oder ich werde dir ein anderes zeigen und dir weisen, daß du ein andermal ein besseres Urtheil von mir fällen sollst.“ Der Herr entsetzte sich, als er, ohne jemand zu sehen, eine Stimme sprechen hörte, brach die Rede ab und wollte nichts mehr von ihm hören, sondern ihn in seinen Würden lassen. Zu einer andern Zeit kam ein Edelmann, welcher bei Tisch, als er den Stuhl und den Teller für Hinzelmann sah, ihm nicht zutrinken wollte. Darüber beschwerte sich der Geist und sprach: „ich bin ein so ehrlicher und guter

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_150.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)