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zubereiten und auf sein Tischlein stellen, welche hernach rein ausgegessen war. Zuweilen fand er sich an der Tafel des Hausherrn ein, wo ihm an einer besonderen Stelle Stuhl und Teller gesetzt werden mußte. Wer vorlegte, gab ihm die Speise auf seinen Teller und ward das vergessen, so gerieth der Haus-Geist in Zorn. Das vorgelegte verschwand und ein gefülltes Glas Wein war eine Weile weg und wurde dann leer wieder an seine Stelle gesetzt. Doch fand man die Speisen hernach unter den Bänken oder in einem Winkel des Zimmers liegen.

In der Gesellschaft junger Leute war Hinzelmann lustig, sang und machte Reime, einer der gewöhnlichsten war:

Ortgieß läßt du mick hier gan,
Glücke sallst du han;
Wultu mick aver verdrieven
Unglück warst du kriegen.

wiewohl er auch die Lieder und Sprüche anderer wiederholte zur Kurzweil oder um sie damit aufzuziehen. Als der Pfarrer Feldmann einmal auf Hudemühlen zu Gast geladen war und vor die Thüre kam, hörte er oben im Saal jemand singen, jauchzen und viel Wesens treiben, weshalb er dachte, es wären Abends vorher Fremde angekommen, die oben ihre Zimmer hätten und sich also lustig bezeigten. Er sagte darum zu dem Hofmeier, der auf dem Platz stand und Holz gehackt hatte: „Johann, was habt ihr droben vor Gäste?“ Der Hofmeier antwortete: „niemand fremdes,

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Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 108. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_144.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)