Seite:Deutsche Sagen (Grimm) V1 109.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ängstlich, als es aber während des Suchens zwölf Uhr schlug, so liefen sie beide in gröster Angst fort, gerade nach dem See und stürzten sich hinein. Am andern Tag war der See blutroth und wird es an selbigem noch jedesmal im Jahr. An den zurückgebliebenen Handschuhen waren oben kleine Kronen zu sehen.

Es wird auch erzählt, daß in einer Nacht zwei Reiter vor das Haus einer Kinderfrau kamen, sie weckten und sie mitgehen hießen. Als sie sich weigerte, brauchten sie Gewalt, banden sie aufs Pferd und jagten mit ihr fort zum Dönges-See, wo sie ihrer Königin in Kindes-Nöthen Beistand leisten sollte. Sie sah viel wundersame Dinge, große Schätze und Reichthümer, mußte aber schwören, keinem Menschen je etwas davon zu sagen. Nachdem sie einen ganzen Tag unten geblieben war, ward sie, reichlich beschenkt, in der Nacht wieder heraufgebracht. Nach vielen Jahren erkrankte sie und konnte nicht sterben, bis sie dem Pfarrer alles entdeckt hatte.


59.
Mummel-See.
Simplicissimus B. 5. Cap. 10.

Im Schwarzwald, nicht weit von Baden, liegt ein See, auf einem hohen Berg, aber unergründlich. Wenn man ungerad, Erbsen, Steinlein, oder was anders, in ein Tuch bindet und hinein hängt, so verändert

Empfohlene Zitierweise:
Brüder Grimm: Deutsche Sagen, Band 1. Nicolai, Berlin 1816, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsche_Sagen_(Grimm)_V1_109.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)