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der Zeitideen und überhaupt von allem menschlichen Inhalt hat die deutsche Zeitungspresse sich längst emancipirt. Es bleibt also nur die Sprache übrig, die Sprache als der einmal vorhandene und durch sein langes Bestehen selbst in Deutschland respektirte Behälter der Volksvernunft.

Die Staatszeitung vom 12ten Dezember 1843 wählt einen Aufsatz der D. A. Z. aus dem nicht preussischen Westphalen, um ihn zu reproduziren, versteht sich als einen besonders gelungenen und beachtungswürdigen Ausdruck ihrer eigenen Richtung, denn der Aufsatz erklärt das Phänomen des „christlichen Staats.“ Der Verfasser findet „ein so weites Auseinanderlaufen in der Auffassung des christlichen Staates, dass über den eigentlichen Begriff wohl noch nicht eine solche Vereinigung Statt finden wird, wie die vielfache Anwendung schliessen lassen möchte.“ Das Verständniss, fährt er fort, wird aber um so wichtiger, als wir eine Menge drängender Lebensfragen ohne völliges Klarsein über diesen Begriff nicht zu einigermassen erfreulicher und gedeihlicher Endschaft zu führen vermögen.“

Es hätte immer christliche Staaten gegeben, versteht sich so lange es welche gegeben hat, wenn man auch erst in neuster Zeit dazu geschritten sei, diese Thatsache richtig anzuerkennen. Der Verfasser nennt christlich einen Staat, „worin das Uebergewicht der Bevölkerung christlich ist“, ihn geniren die Juden, sonst würde er sagen, worin lauter Christen sind. „Ein nicht christliches Staatsoberhaupt, eine Gesetzgebung die Fetischdienst und Vielweiberei einführte, eine Verwaltung, welche die Beeidigung eines christlichen Unterthanen auf den Koran verlangte, würde somit in einem christlichen Staate, wie sich leicht erweisen lässt, durchaus unstatthaft sein und zwar einzig und allein, weil der Staat eben ein christlicher ist; ein Beweis aus ferneren Gründen wäre völlig überflüssig. Es scheint dies so in die Augen springend zu sein, wie z. E. keinem Sehenden die Wunderlichkeit entgehen würde, wenn in einem grünen Walde ein blauer Baum erwüchse.“ Und nun noch „erwüchse,“ zu wachsen anfinge! und das sehe einer! O blauer Baum, wie viel „Gründe“ stehn dir zur Seite, „um“ den Beweis zu führen,“ dass es dem armen Deutschen grün und gelb vor den Augen werden müsste, wenn er diesen Stil „erwachsen sähe.“ Vielleicht aber sieht dies Phänomen kein Mensch, „was uns, wenn wir uns recht bedächten, so in die Augen springend zu sein scheinen würde, dass wir alle die Gründe, die uns zur Seite stehn, um einen weitern Beweis überflüssig zu machen, bei Seite

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Ferdinand Cœlestin Bernays: Zeitungsschau. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_227.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)