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von militärischem Prunk bin und lieber mit meiner kräftigen Berliner Jugend mich auf meinen Turnplätzen herumtummle, so war ich doch den ganzen Tag auf den Beinen, weil man eine solche kriegerische Pracht nur in Berlin, dem Centralpunkte der deutschen Waffenkraft, sehen kann. Das sechste Husarenregiment (Prinz von Braunschweig) sah wirklich aus wie eine einzige goldene Schwadron, der Glanz der Pferdedecken verblendete mein an dergleichen nicht gewöhntes Auge so sehr, dass ich stets gezwungen war, hinter dem grossen Fächer meiner Frau Schutz zu suchen. Ich und meine Frau sind vollständig gesund und wenn mein Turnkursus beendigt ist, werden wir zusammen nach Rügen reisen. Leb’ wohl mein theurer F***, halte Dich wacker und wohl auf und sei Gott befohlen.“

Wer aber die Geschichte von der Schleppschiffahrt und von Ludwigshafen ganz verstehen will, der muss wissen, dass die Stadt Ludwigshafen aus einem einzigen Hause besteht und dass der ganze Stil darauf berechnet war, die preussische Staatszeitung zugleich zu persiffliren und anzuführen. Es gelang und es musste gelingen. Der Eingang sprach von den „Segnungen eines dreissigjährigen Friedens, von der Ruhe und Besonnenheit der wackern Pfälzer“, dann kam detaillirtes Unterthanenglück und sechs grosse und vier kleine Schleppdampfschiffe, die unter Garantie der Regierung gebaut wurden, eine Urkunde Ludwigs des Baiern, die bei Ausgrabung der Fundamente der Maxburg gefunden worden sei, und endlich eine Phrase, die nur ein Herz zu würdigen weiss, das in die tiefsten Mysterien unseres deutschen Zeitungssprachschatzes eingeweiht ist: „die reine Nothwendigkeit würde Ludwigshafen gegründet haben, wenn nicht der König derselben vorgegriffen und die Gründung dieses neuen Stapelplatzes selstthätig als eignen Gedanken erfasst hätte!! Die Lagerhäuser für die neue Schiffarth verlegt der Artikel nach Kusel, Landstuhl und Blieskastel, den erbärmlichsten Nestern auf den höchsten Anhöhen des Landes wenigstens 1000 Fuss über der Meeresfläche und wohl 20 Stunden vom Rhein, ohne die Geographie der Staatszeitung zu geniren, so bekannt auch die Landstuhler Höhen sind. Wie hätte auch die Staatszeitung diesen Delikatessen widerstehen sollen; und Herr Bernays hat seine Wette gewonen. Er hatte in einer Gesellschaft von Freunden behauptet, die Redaktoren der deutschen Zeitungen seien eben so schlecht, als die Censoren aber viel dümmer noch und es sei wohl eben so niederträchtig, als der gemeinste Censurstrich, wenn das „Mannheimer

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Ferdinand Cœlestin Bernays: Zeitungsschau. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 224. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_224.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)