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wenn es sie auch nicht durchführen konnte, den Consumenten vor Betrug zu schützen. Die Abschaffung des Monopols öffnet aber dem Betruge Thor und Thür. Ihr sagt, die Konkurrenz hat in sich selbst das Gegenmittel gegen den Betrug, Keiner wird schlechte Sachen kaufen – d. h. Jeder muss für jeden Artikel ein Kenner sein, und dies ist unmöglich – daher die Nothwendigkeit des Monopols, die sich auch in vielen Artikeln zeigt. Die Apotheken u. s. w. müssen ein Monopol haben. Und der wichtigste Artikel, das Geld, hat gerade das Monopol am meisten nöthig. Das zirkulirende Medium hat jedesmal, sowie es aufhörte Staatsmonopol zu sein, eine Handelskrisis produzirt, und die englischen Oekonomen, unter Andern Dr. Wade, geben die Nothwendigkeit des Monopols hier auch zu. Aber das Monopol schützt auch nicht vor falschem Gelde. Man stelle sich auf welche Seite der Frage man wolle, die eine ist so schwierig wie die andere, das Monopol erzeugt die freie Konkurrenz und diese wieder das Monopol; darum müssen beide fallen, und diese Schwierigkeiten durch die Aufhebung des sie erzeugenden Princips gehoben werden.




Die Konkurrenz hat alle unsre Lebensverhältnisse durchdrungen und die gegenseitige Knechtschaft, in der die Menschen sich jetzt halten, vollendet. Die Konkurrenz ist die grosse Triebfeder, die unsre alt und schlaff werdende soziale Ordnung, oder vielmehr Unordnung, immer wieder zur Thätigkeit aufstachelt, aber bei jeder neuen Anstrengung auch einen Theil der sinkenden Kräfte verzehrt. Die Konkurrenz beherrscht den numerischen Fortschritt der Menschheit, sie beherrscht auch ihren sittlichen. Wer mit der Statistik des Verbrechens sich etwas bekannt gemacht hat, dem muss die eigenthümliche Regelmässigkeit aufgefallen sein, mit der das Verbrechen alljährlich fortschreitet, mit der gewisse Ursachen gewisse Verbrechen erzeugen. Die Ausdehnung des Fabriksystems hat überall eine Vermehrung der Verbrechen zur Folge. Man kann die Anzahl der Verhaftungen, Criminalfälle, ja die Anzahl der Morde, der Einbrüche, der kleinen Diebstähle u. s. w., für eine grosse Stadt oder einen Bezirk mit jedesmal zutreffender Genauigkeit alljährlich vorausbestimmen, wie dies in England oft genug geschehen ist. Diese Regelmässigkeit beweist, dass auch das Verbrechen von der Konkurrenz regiert wird, dass die Gesellschaft eine Nachfrage nach Verbrechen erzeugt, der durch eine angemessene Zufuhr entsprochen wird

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Engels: Umrisse zu einer Kritik der Nationalökonomie. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 112. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_112.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)