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Menschen, das wären geistige Wesen, freie Männer Republikaner. Beides wollen die Spiessbürger nicht sein. Was bleibt ihnen übrig, zu sein und zu wollen?

Was sie wollen, leben und sich fortpflanzen (und weiter, sagt Göthe, bringt es doch keiner), das will auch das Thíer, höchstens würde ein deutscher Politiker noch hinzuzusetzen haben, der Mensch wisse aber, dass er es wolle, und der Deutsche sei so besonnen, nichts weiter zu wollen.

Das Selbstgefühl des Menschen, die Freiheit, wäre in der Brust dieser Menschen erst wieder zu erwecken. Nur dies Gefühl, welches mit den Griechen aus der Welt und mit dem Christenthum in den blauen Dunst des Himmels verschwindet, kann aus der Gesellschaft wieder eine Gemeinschaft der Menschen für ihre höchsten Zwecke, einen demokratischen Staat machen.

Die Menschen dagegen, welche sich nicht als Menschen fühlen, wachsen ihren Herren zu, wie eine Zucht von Sklaven oder Pferden. Die angestammten Herren sind der Zweck dieser ganzen Gesellschaft. Diese Welt gehört ihnen. Sie nehmen sie, wie sie ist und sich fühlt. Sie nehmen sich selbst, wie sie sich vorfinden; und stellen sich hin, wo ihre Füsse gewachsen sind, auf die Nacken dieser politischen Thiere, die keine andere Bestimmung kennen, als ihnen „unterthan, hold und gewärtig“ zu sein.

Die Philísterwelt ist die politische Thierwelt, und wenn wir ihre Existenz anerkennen müssen, so bleibt uns nichts übrig, als dem status quo einfacher Weise recht zu geben. Barbarische Jahrhunderte haben ihn erzeugt und ausgebildet, und nun steht er da als ein consequentes System, dessen Príncip die enmenschte Welt ist. Die vollkommenste Philisterwelt, unser Deutschland, musste also natürlich weit hinter der französischen Revolution, die den Menschen wieder herstellte, zurückbleiben; und der deutsche Aristoteles, der seine Politik aus unsern Zuständen abnehmen wollte, würde an ihre Spitze schreiben: „der Mensch ist ein geselliges, jedoch völlig unpotitisches Thier,“ den Staat aber könnte er nicht richtiger erklären, als dies Herr Zöpfl, der Verfasser des „konstitutionellen Staatsrechts in Deutschland,“ bereits gethan hat. Er ist nach ihm ein „Verein von Familien,“ welcher, fahren wir fort, einer allerhöchsten Familie, die man Dynastie nennt, erb- und eigenthümlich zugehört. Je fruchtbarer die Familien sich zeigen, desto glücklicher die Leute, desto grösser der Staat, desto mächtiger die Dynastie, wesswegen denn auch in dem normaldespotischen

Empfohlene Zitierweise:
Ein Briefwechsel von 1843. In: Deutsch-Französische Jahrbücher. Bureau der Jahrbücher, Paris 1844, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Deutsch_Franz_Jahrb%C3%BCcher_(Ruge_Marx)_023.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)