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Drei Tage später saßen wir auf einer der großen Loggien des Sanatoriums Dahlem und tranken mit Tussi Berkamp, die in einem Krankenstuhl lehnte, mit dem Ehepaar Lüning und der lebhaften Matrone Vilja Födösy vorzüglichen Tee …

Nicht zu vergessen, daß ganz dicht neben Tussi Doktor Gerbert saß und daß die Maisonne strahlend über dem nahen Walde lag.

Das muntere alte Fräulein, dem Tussis Fragen etwas unbequem wurden, meinte lächelnd:

„Liebes Kind, du hast ganz recht, – eigentlich bin ich tot … Aber auch das läßt sich wieder einrenken … Das besorge ich schon … Mein alter Kopf hat zuweilen recht nützliche Einfälle … Die Hauptsache bleibt doch, daß dein lieber Stiefvater vorhin von dir einen so langen, herzlichen Kuß bekam, daß dein Verlobter hätte neidisch werden können.“ Dann wurde sie wieder ernst und etwas nachdenklich und fügte abschließend hinzu: „Für das Grab des Unbekannten werde ich sorgen, der arme Mensch litt an einem gefährlichen Wahn, – – weiße Maulwürfe werden nicht mehr auftauchen, – – und nach zwei Monaten feiert ihr Hochzeit, Kinder … Meine Villa in Zinnowitz soll euer Flitterwochenheim werden, – – nun, – habe ich nicht wirklich mitunter noch einen glücklichen Gedanken?!“

Niemand widersprach …

Drüben rauschte der harzduftende Wald …

Nicht eine einzige dunkle Wolke stand am Himmel …

Nur ein einziges helles Wölkchen schwamm im Äther und hatte eine ganz seltsame Form.

Harst sah es auch, zwinkerte mir verstohlen zu und … schwieg …


Nächster Band:


Fünf Schlüsselbärte.


Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/64&oldid=- (Version vom 31.7.2018)