Seite:Der weiße Maulwurf.pdf/41

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mit rosiger Nase sowie zwei Maulwurfsgrabklauen, über Menschenmaß vergrößert, sich hervorschoben.

So gewiß mir sofort klar wurde, daß hier lediglich irgend eine seltsame Spielerei, etwa ein Tierautomat oder auch nur ein weißer Maulwurf, unendlich vergrößert, als Maske für ein Wesen wie wir, benutzt wurde, – die Erinnerung an den Aberglauben vom weißen Maulwurf erwachte trotzdem mit all dem stillen Grauen, das die Vorstellung hervorrufen mußte, ein durch altertümliche Beschwörungen aus seinem Sarge aufgescheuchter Toter wühle sich zum Tageslicht empor und beabsichtige ebenso Grauenvolles vorzunehmen.

Der Anblick war lähmend, wenn auch nur für Sekunden. Dieser Anblick mußte sich durch das Mitwirken der Phantasie, die durch Gelesenes und immer wieder neu aufgepeitschte Einzelheiten das Schreckhafte zu Übernatürlichem steigerte, zu einem unerträglichen Zwang verstärken, – wir blieben untätig, und als Harald dann das Geschöpf drohend anrief, klappte vor unseren Augen der Ziegelboden geräuschvoll zu und war nur wieder Schmutz, Blätter, morsche Harken und lichtbeschienener, nichtssagender Fleck.

Trotzdem ein Fleck, der nur eine Doppelfalltür sein konnte, die hinabführte in einen Raum, von dem niemand etwas wußte. Harst kniete am Boden, befühlte die Zwischenräume der Ziegelsteine, wurde immer eifriger, immer hartnäckiger, legte seine Taschenlampe neben die tastenden Hände und schob den Zeigfinger in eine Fuge …

Ein fremder Ton erklang da – wie vorhin, – ein Stöhnen, hatten wir geglaubt, – jetzt zerlegten wir das Geräusch, und es war ein dumpfes Knarren von Balken, die in der Tiefe sich aneinanderrieben.

Langsam hoben sich wie soeben die Ziegel, das Loch klaffte wieder, es war leer, und die eindrucksvolle Vorstellung, ein weißer Riesenmaulwurf wühle sich ans Licht, blieb aus …

Es war nur eine Falltür, und als Harald den Arm mit

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/41&oldid=- (Version vom 31.7.2018)