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eine geraume Weile auf Sie … Ihre Fenster sind dunkel, ich klopfte, ich mochte Ihre Köchin nicht herausläuten … Nachher tat ich es doch, – sie war nicht sehr liebenswürdig …“ Er sprach müde und gleichgültig, und als er dann im Sessel neben dem Kamin saß, schauten wir in ein blasses, stilles, vergrämtes Gesicht, dessen vornehme Züge und ruhige, kluge Augen nur von tiefen Seelenqualen sprachen.

„Herr Harst“, meinte er sehr ernst, „ich bin zu Ihnen geflüchtet … Mein Heim birgt nur noch Schrecken für mich. Ich weiß, meine Frau war heute bei Ihnen …“

Er schaute Harald traurig an.

„Und vorhin, – – vorhin hat sich mein Diener Josef Strahl vergiftet … – Ich läutete nach ihm, er kam nicht, ich ging in sein Zimmer … Er lag tot auf dem Bett … Im Bett lag auch das Glas, das Wasserglas … Gift, – – Spuren von Gift … Reste von Gift … – – Es ist … grauenvoll ..!“

Sein Kopf sank nach vorn, seine Arme glitten von den Sessellehnen, aber er überwandt den Ohnmachtsanfall …

„Kognak, Schraut, – – schnell!!“

Lüning trank gierig … Er erholte sich.

„Haben Sie die Polizei verständigt?“, fragte Harald mit aller Rücksichtnahme.

„Ja … ja … Ich habe die Meldung erstattet … Bitte, – – begleiten Sie mich, meine Herren … Ich bin meines Lebens dort nicht mehr sicher … Begleiten Sie mich … Ich fürchte mich, ich bin ganz ehrlich …“

Er starrte vor sich hin …

„Wissen Sie etwas über den weißen Maulwurf, Herr Harst?“

Er hob den trüben Blick …

„Sie bejahen … – Nun, – auf Strahls Nachttisch lag ein toter weißer Maulwurf, und … und Strahl ist tot … tot …, – zehn Jahre diente er mir, war mein einziger Vertrauter … Ich mache mir über die Menschen im allgemeinen

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Max Schraut: Der weiße Maulwurf. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1932, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_wei%C3%9Fe_Maulwurf.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)