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Walther Kabel: Der vergiftende Garten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 1)

Der vergiftende Garten. – In den Siebzigerjahren des achtzehnten Jahrhunderts war das Haus eines höheren Beamten zu Crossen gegen acht Jahre lang der Sitz einer seltsamen Krankheit, die in den Sommermonaten fast alle Bewohner des Hauses wiederholt befiel und deren Ursache man trotz der sorgfältigsten Beobachtungen nicht entdecken konnte. Wenn der Juni herankam, zeigte sich bei einem oder dem anderen ein schmerzhafter, in kleinen, hellen Bläschen bestehender Ausschlag im Gesicht und an den Händen, woraus nach drei Tagen größere Blasen entstanden. Wenn dies acht bis zwölf Tage, manchmal auch noch länger, gedauert hatte, wozu sich oft Augen- und Halsentzündung und Fieber gesellten, trocknete der Ausschlag ab, und es blieben an manchen Stellen rote Flecken zurück, die aber erst nach und nach verschwanden. Die Ärzte nannten diese Krankheit eine Blatternrose, konnten aber kein Mittel ausfindig machen, ihr vorzubeugen.

Das Haus hatte bis 1769 einem Rentner gehört, der es nebst dem dazu gehörigen Garten dem Beamten zur freien Amtswohnung vermacht hatte. Bis zu dieser Zeit hatte niemand im Hause etwas von der Krankheit gewusst. Es war

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Walther Kabel: Der vergiftende Garten (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 1). Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Stuttgart, Berlin, Leipzig 1909, Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_vergiftende_Garten.pdf/2&oldid=- (Version vom 31.7.2018)