Sie mein Spiel bereits durchschaut haben …“
„Zum größten Teil wohl ja,“ nickte Harst kühl.
„Nun also … Es handelt sich hier um eine Summe von rund 50 000 Pfund Sterling, also etwa einer Million Mark … Dieser Million jage ich seit zwei Jahren nach. Das Geschäft war zeitraubend, gefährlich und kostspielig. Ich bin nun am Ziel …“
„Ein Irrtum!“ warf Harald sehr kühl ein …
„Durchaus kein Irrtum, Herr Harst. Es gibt nur drei Menschen, die mir das Geschäft verderben könnten …: Sie, Ihr Freund Schraut und Lord Salnavoor. Letzterer scheidet als Hindernis vorläufig aus, da er vernehmungsunfähig ist und da ich durchaus noch nicht verzichtet habe, ihn völlig matt zu setzen. – Hier handelt es sich jetzt um Sie beide … Sie beide müssen verschwinden – mindestens für acht Wochen … Ich würde Sie schonen, wenn Sie mir versprechen, noch heute ins Ausland zu reisen und sich um die Dinge hier nicht weiter zu kümmern …“
Harst meinte verächtlich: „Wofür halten Sie uns?!“
„Oh – auf diese Antwort war ich vorbereitet … – Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als den zweiten Weg zu wählen … Es gibt noch einen dritten, den ich aber gern vermeiden möchte.“
Fülle die Gläser, Anna …!“
Und wieder zu uns … „Fürchten Sie nicht, daß ich Sie vergiften will … Nur wenn Sie den Wein verweigern, müßte ich den dritten Weg wählen …“[1] Und er streckte seine Pistolen in nicht mißzuverstehender Weise vor …
Anna, die schlanke „Schwester“, hatte die Gläser schon gefüllt …
Harald kniff die Augen ein wenig zusammen und schaute Selchow prüfend an …
Sagte unvermittelt:
„Ersparen Sie uns den Schlaftrunk … Ich verderbe mir nicht gern den Magen … Wir versprechen Ihnen, Ihre Befehle genau zu befolgen …“
- ↑ Vorlage: “ ergänzt.
Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/56&oldid=- (Version vom 31.7.2018)