Seite:Der rätselhafte Gast.pdf/53

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dann – eine vierte Kugel – aus einer Luftpistole …

Dann – nichts mehr …

Nun war Lord Austin nach Ansicht der beiden Verbrecher bestimmt erledigt …

Und – diese Verbrecher durften unbelästigt den Garten wieder verlassen …

Unbelästigt nach Berlin heimkehren – so war’s mit dem Chefarzt vereinbart.

In der Puppe im Bett aber fanden wir vier Schußlöcher in der Brustgegend. Hätte der Lord in dem Bett gelegen, wäre er unbedingt von den Kugeln sofort getötet worden. –

Der Chefarzt teilte uns dann noch mit, daß abends eine Dame angeblich von der Englischen Botschaft das Sanatorium angerufen und sich nach dem Befinden des Lords erkundigt habe, auch wissen wollte, ob Seine Lordschaft gut untergebracht sei, wo das Zimmer läge, ob es Sonne habe – und so weiter.

Diese Dame war natürlich „die Pflegerin“ gewesen …!!

Der Chefarzt erhielt dann noch von Harst verschiedene Instruktionen, die er genau zu befolgen versprach, und gerade noch mit dem letzten Zuge fuhren wir nach Berlin zurück, da wir ja den Herrn Rittmeister am Vormittag wieder besuchen wollten. –

Und gegen halb elf vormittags fand dieser Besuch denn auch statt …

Der Herr Rittmeister lag tadellos blaß geschminkt im halb verdunkelten Zimmer …

Ein glänzender Komödiant war dieser Selchow … Falls er so hieß, was wir stark bezweifelten …

Er drückte uns die Hand … Seine Stimme war ein halbes Schluchzen …

„Meine Herren, ich … ich weiß alles … Lydia ist tot … Die Pflegerin hat es mir vorsichtig beigebracht … – Oh – ich ahnte ja, daß meine Braut nicht mehr unter den Lebenden weilte … Aber – man klammert sich an die geringste Hoffnung …“

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)