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Inzwischen konnte ich meinen Harald still beobachten …

Der hatte den Ofen untersucht … Der hatte Stühle aufgebaut und war auf den Ofen geklettert … Der hatte die Tapeten um den Ofen herum abgeklopft … Und jetzt lag er vor dem Ofen lang auf den Dielen …

Mir schien’s so, als ob er das Ofenblech von den Dielen losmachte …

Harst erhob sich dann …

„Leider umsonst,“ meinte er lächelnd. „Das ist, wie wenn Kinder nach Ostereiern suchen und die Eltern haben keine versteckt. Das ist nur eine Störung Ihrer Ruhe gewesen, Fräulein Gulber … Verzeihen Sie … Jetzt werden wir uns zurückziehen …“

Sie protestierte …

„Nein, nein, sehr verehrter Herr Harst … Mit Ihnen habe ich ja bisher fast gar nicht gesprochen … Nein, Sie müssen noch bleiben …“

Harald meinte liebenswürdig: „Wir werden uns ja noch häufiger sehen, Fräulein Gulber … Heute müssen wir uns leider der Angelegenheit Salnavoor widmen …“

Wir zogen ab … hinüber in unsere Zimmer …

Wo Harst dann schmunzelnd flüsterte:

„Ich habe doch ein Osterei gefunden!!“

„Dachte ich mir … – Her damit! Unter dem Ofenblech?“

„Ja …“

„Also kann’s nur ein Zettel oder ein dünnes Papier sein.“

„Bitte …“

Wir standen am Fenster … Er breitete einen Bogen tadellosen Briefpapiers auseinander. Oben links das Wappen der Salnavoors, darunter in lila ein

L. S.
d. 6. März 19..Wannsee bei Berlin, d. 6. März 19..
Mein letzter Wille.

Ich, Lydia Ellinor Bessy Salnavoor, jüngstes Kind Lord Austin Salnavoors, bestimme für den Fall meines Ablebens folgendes:

Empfohlene Zitierweise:
Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/45&oldid=- (Version vom 31.7.2018)