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Dieses Geheimnis wurde immer dunkler …

„Haben Sie die Tafel noch?“ fragte Harst den Kleinen, der jetzt sehr nervös auf dem Sessel hin und her rutschte …

„Ja und nein, – denn ich habe die Tafel in eine Zeitung gewickelt und sie in den Hügel zurückgelegt … Den Kopf und das Jackenstück nahm ich mit, um beiden sofort bei der Polizei in Wannsee abzugeben … Aber unterwegs im Walde merke ich, daß in der Tasche, die mit zu dem Lederstück gehörte, etwas Schweres steckte. Ich faßte hinein und … holte …“

Er zauderte …

Schaute zu Boden …

Seufzte … fuhr fort:

„Ach, Herr Harst, die Verführung war so sehr groß … Ich … habe lange mit mir gekämpft, ehe ich …“

„Nun ja, – – und was fanden Sie in der Tasche?“

Siegfried Orlik druckste und druckste …

Das Geständnis wurde ihm sehr schwer …

„Einen … Beutel …!“ stieß er dann hervor …

„Mit Geld?“

„Ja – mit goldenen englischen Pfundmünzen …“

„Wieviel?“

„Für 10 000 Mark …“

„So … so … – Und den Beutel haben Sie behalten?“

„Nein, bewahre!!“ Der Kleine war tief empört. „Nein, ich habe ihn zu der Schiefertafel gelegt, nachdem ich mir eine der Münzen geliehen hatte, eine einzige nur …! Bei Gott, Herr Harst, das ist die Wahrheit … Nur eine einzige …“

„Ich glaube Ihnen ja … Sie waren eben schlecht bei Kasse, und …“

Orlik … weinte mit einem Male …

Die Reue packte ihn …

Eigentlich wirkte er jetzt unglaublich komisch … Dieses tränenüberströmte Greisengesicht, dazu der winzige Körper in dem großen Klubsessel: ein Bild für ein Witzblatt!

Und doch: wenn ich jemals gefühlt hatte, daß menschliche

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Max Schraut: Der rätselhafte Gast. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1925, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_r%C3%A4tselhafte_Gast.pdf/17&oldid=- (Version vom 31.7.2018)