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da Richard mutig, „und zwar heute nacht noch, ehe uns der Mangel an Nahrungsmitteln geschwächt hat. Wenn wir nun einmal sterben müssen, so wollen wir als Männer fallen.“

Allein wunderbarerweise wollte der Höhlenmensch, der eben erst eine Probe seiner Kühnheit abgelegt hatte, nichts davon wissen. In finsterem Schweigen schüttelte er den Kopf. Er schien etwas anderes vorzuhaben, was er verheimlichte.

Die Nacht brach an, die Wachtfeuer flammten heller auf, es wimmelte daran von Kriegern und Hunden.

Da erhob sich Karak aus seiner Ecke, nahm zwei Stücke Holz und begann sie schnell zu reiben.

„Was willst Du thun?“ fragte Richard verwundert.

„Sterben,“ war die lakonische Antwort.

Auch Maka war aufgestanden, sammelte alles dünne Holz, das sie finden konnte, schnitzte Späne und verstreute sie am Boden der Hütte. Da ging Richard ein Verständnis auf – „Du willst die Hütte anzünden, Dich und Deine Tochter selbst verbrennen,“ rief er außer sich. „Nein, das thust Du nicht!“

„Ich werde es doch thun!“ entgegnete Karak finster, ja drohend. „Meine Pfeile haben genug Farken getötet, ich bin gerächt. Soll ich den Göttern dieser Hunde als Opfer dienen? Nicht einmal meine Leiche darf ihnen in die Hände fallen! Und Maka stirbt mit mir.“

Vergebens suchte es ihm der entsetzte Richard auszureden, Karak antwortete einfach nicht mehr, ebenso wenig Maka, und hindern konnte er sie nicht.

Jetzt warfen sie die Mumien ins Wasser, sie sollten die Flammen nicht verunreinigen, dann wurden glimmende Funken verstreut, und wenn auch auf der einen Seite Richard sie austrat, so leckte doch schon auf der anderen das nicht mehr zu dämpfende Feuer an dem ausgedörrten Holze hoch empor. Es war zu spät.

„So kommt, wir wollen uns im Wasser verbergen, die Farken sollen glauben, wir hätten uns hier verbrannt, komm mit mir, Maka!“ rief Richard noch einmal.

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Robert Kraft: Der letzte Höhlenmensch. H. G. Münchmeyer, Dresden (1901), Seite 37. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_letzte_H%C3%B6hlenmensch.pdf/39&oldid=- (Version vom 31.7.2018)