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seiner Sphäre hinunter zu steigen, mancher andre nimmt es wieder übel, wenn er glaubt, daß man von ihm verlangt, er solle aus seinen Verhältnissen heraus, sich besseren, glänzenderen anbequemen, und oft verdirbt man es, trotz des besten Willens mit beiden. Gerade Personen, die das Gefühl und den Drang nach Höherem, Feinerem – auch materiell gedacht – haben, die diesem aber aus irgend welchem Grund nicht folgen können, nehmen viel leichter etwas übel, als solche, die mit ihrem Los zufrieden sind.

Wenn die Regeln des guten Tones ein Gesetz sind, dem sich jeder, der in der Gesellschaft verkehren will, unterwerfen muß, so ist dies Gesetz noch ganz besonders streng in Bezug auf das Verhalten bei Tisch. Zeige mir, wie du ißt, und ich will dir sagen, wer du bist. Aus dem Benehmen eines Menschen bei Tisch kann ohne jede Mühe auf seine sonstige gesellschaftliche Bildung geschlossen werden: es ist daher nötig, daß man sich in erster Linie die hierbei geltenden Gebräuche zu eigen macht; sind sie doch gewissermaßen die Schule für den Verkehr unter gebildeten Menschen und die Quintessenz des guten Tones in der Gesellschaft überhaupt. Wer sich bei Tisch nach allen Vorschriften zu

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Alban von Hahn: Der Verkehr in der Guten Gesellschaft. Otto Spamer, Leipzig [1896], Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Verkehr_in_der_Guten_Gesellschaft.pdf/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)