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Bekannten zwar nach Verdienst schätze, daß derselbe aber nicht der Mann sei, dem er das Glück seiner Tochter anvertrauen möchte. Worauf der Leutnant sich beruhigte und sich mit einem Buche niedersetzte, um die spanische Sprache daraus zu erlernen. Don Manuel und meine Wenigkeit aber trotteten mit Flinte, Botanisiertrommel und Schmetterlingskescher wieder in die freie Natur hinaus.

Bei unsrer Heimkehr hatten wir wieder das Vergnügen den eifersüchtigen Schiffer zu begrüßen und abermals einen ungemütlichen Abend über uns ergehen zu lassen. Dasselbe geschah am nächsten Tage, dann aber ließ Sennor Garcia Ribera sich vorläufig nicht mehr sehen, da er wohl erkannt hatte, daß seine Besuche nicht erwünscht waren.

Um dieselbe Zelt bekam Don Manuel infolge eines Insektenstiches eine böse Hand, wodurch er verhindert wurde, das Haus zu verlassen. Ich benutzte die Gelegenheit, um auf eigene Faust eine Entdeckungsfahrt in die Nachbarschaft zu unternehmen. Wir hatten Don Manuel gleich im Anfang davon in Kenntnis gesetzt, daß wir den „Wolf“ in nicht zu langer Zeit wieder im Kongo zu finden erwarteten, und daß wir dann alles aufbieten müßten, wieder an Bord zu gelangen. Er versprach uns seinen Beistand und wollte auch selbst bestrebt sein, das Einlaufen der Korvette rechtzeitig in Erfahrung zu bringen. Gegenwärtig war er daran verhindert, daher wollte ich mich auf meinem Ausfluge allein davon zu überzeugen suchen, ob der „Wolf“ vielleicht bereits im Kongo ankere, oder aber draußen auf See in Sicht sei.

Das Auftauchen des spanischen Schiffers bei Don Manuel hatte mich sogleich auf den Gedanken gebracht, es müsse in der Nähe von des letzteren Besitztum ein schiffbarer Creek vorhanden sein, in dem Riberas Fahrzeug liege; jetzt wollte ich auch dies festzustellen suchen. Ich hätte unsern Gastfreund darum befragen können; der hatte jedoch stets eine so eigentümliche Zurückhaltung beobachtet, so oft zwischen uns die Rede auf Ribera kam, daß ich es für richtiger hielt, persönlich zu erkunden, was ich wissen wollte.

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/99&oldid=- (Version vom 31.7.2018)