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„Ich denke,“ sagte der Skipper zu Leutnant Langfeld, „daß dies der Creek ist, den man uns bezeichnet hat, aber gewiß bin ich meiner Sache nicht. Es wäre bequemer gewesen, die Suche an Bord der Gig vorzunehmen, dabei aber hätten wir uns der Gefahr ausgesetzt, unversehens auf die Halunken zu stoßen und sie aufzustören. Außerdem hätten die aufgestellten Posten das Boot sicher entdeckt. Wenn hier herum wirklich Fahrzeuge liegen, dann haben sie auch Kenntnis von der Anwesenheit des „Wolf“ im Kongo, das schließe ich aus dem verdächtigen Benehmen des Yankeeschiffers. Hoffentlich glauben sie an unsern „Jagdausflug“. Wir müssen versuchen, sie in Sicht zu bekommen, ohne selbst entdeckt zu werden.“

„Dadurch würde diese vertrackte Buschkriecherei reichlich aufgewogen,“ bemerkte Langfeld. „Es sollte mich nicht wundern, wenn wir uns noch verirrten. Dort stehen einige mächtig hohe Bäume, von deren Toppen man sicherlich weit über Land und Wasser sehen kann. Ich schlage vor, Mr. Wetter entert auf einen hinauf und berichtet uns, was von dort oben in Sicht ist.“

„Eine gute Idee,“ sagte der Kapitän. „Vorwärts, Mr. Wetter, zeigen Sie uns, daß Sie nicht bloß Masten, sondern auch Bäume erklettern können.“

„Zu Befehl, Sir,“ antwortete ich, „aber –“ hier musterte ich die gewaltigen, riesig hohen und glatten, astlosen Stämme der Waldriesen – „aber wo sind da die Wanten und Webeleinen?“

„Wanten und Webeleinen?“ lachte der Skipper. „Für einen fixen jungen Kerl muß es doch eine Kleinigkeit sein, an solch einer Spiere aufzuentern.“

Wir gingen an die Bäume heran, und da stellte es sich heraus, daß der höchste von ihnen volle fünfzehn Fuß Umfang hatte und erst in einer Höhe von sechzig Fuß die ersten Zweige hervorstreckte. Selbst ein Affe hätte an dieser glatten Rinde keinen Halt gefunden.

Mein Landsmann, Leutnant Langfeld, aber wußte Rat. Er schnitt ein langes Stück von einer blattlosen Liane ab und drehte davon einen weiten

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Friedrich Meister: Der Vampyr. Verlag Abel und Müller, Leipzig 1911, Seite 46. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Vampyr.pdf/48&oldid=- (Version vom 31.7.2018)